(ots) - Der Prozess gegen Bradley Manning war nicht nur
für die amerikanische Militärgerichtsbarkeit eine Feuertaufe, sondern
auch für die Regierung von Präsident Barack Obama. Sie wurde nicht
bestanden. Das wahrscheinliche Strafmaß nach dem Schuldspruch bleibt
angesichts des tatsächlich durch die Enthüllungen des Soldaten
entstandenen Schadens weiter unangemessen hoch. Ob es vom Gericht als
strafmildernd berücksichtigt wird, dass der junge Mann im Tatzeitraum
mit Identitätsstörungen und Gewissensnöten kämpfte? Unwahrscheinlich.
Der Ãœberreaktion der Anklage setzte Richterin Denise Lind einen
winzigen Kontrapunkt entgegen. Der Vorwurf, Manning habe mit den
Feinden Amerikas paktiert, ist vom Tisch. Die Regierung Obama wollte
hier frei nach Mao Tse-tung ein Exempel statuieren: Strafe einen,
erziehe hundert. Hat nicht funktioniert. Nützen wird es auch auf
Sicht nichts. Edward Snowden ist der Beweis. Was beim Blick auf den
Prozess nicht untergehen darf: Bradley Manning hat der
Weltöffentlichkeit unentschuldbare und bis heute nicht vollständig
ausgeleuchtete Kriegsverbrechen durch US-Truppen im Irak und in
Afghanistan zur Kenntnis gebracht. Ein Unrecht zu begehen, um ein
subjektiv empfundenes größeres Unrecht zu stoppen - für diese
Denkweise des 25-jährigen Militär-Analysten Manning mochten sich
weder Justiz noch Präsident Obama erwärmen. Für die Pressefreiheit
in den USA hat der Fall noch unübersehbare Folgen. Medien, die auf
der Basis von ihnen zugespielten Verschlusssachen staatliches
Fehlverhalten oder gar Verbrechen dokumentieren, stehen nach Lesart
der Regierung ebenfalls im Verdacht, Handlanger des Feindes zu sein.
Absurd. Und eines Landes wie der Vereinigten Staaten unwürdig.
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