(ots) - Es hat sich ein Despotentum in Italien
breitgemacht. 20 Jahre lang hat sich, im Für und Wider, die gesamte
Politik nur um diesen einen Mann gedreht. Seit April dieses Jahres
nun regieren in der Großen Koalition auch Berlusconis frühere Gegner
mit, die Sozialdemokraten. Aber weil sie alle gemeinsam auf
Berlusconi starren, sind sie bei der wirtschaftlichen und
finanziellen Rettung des Landes bisher keinen Schritt vorangekommen.
Berlusconi lässt diese Regierung nicht arbeiten, wenn sie nicht
tut, was er will. Und die Sozialdemokraten hofieren ihn auch noch,
weil sie Angst haben, er könnte die Regierung platzen lassen. Das
Urteil der höchsten Richter allein kann diesen verlorenen Horizont
nicht ersetzen. Es spricht viel dafür, dass sich Berlusconi in den
kommenden Monaten noch umso stärker zum Märtyrer stilisiert und dass
ihm alle noch stärker zu Willen sind, weil sie politisch weiterhin
von seinen persönlichen Launen abhängen.
Wenn Italien eine Reform braucht, dann ist es die Ablösung von
Berlusconi und vom Berlusconismus. Doch selbst in dieser historisch
einmaligen Situation spricht rein gar nichts dafür, dass sich Politik
und Land von ihm losreißen. Die Ära Berlusconi ist noch nicht zu
Ende. Jetzt beginnt eine neue: eine Agonie, die über weitere Jahre
hinaus alle und alles lähmen wird - ein ganzes Land. Nur einen ganz
bestimmt nicht: ihn, Silvio Berlusconi.
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