(ots) - Reformen müssen her
Chinas Kommunisten sind nervös. Anders lässt sich die Warnung vor
einem Kollaps wie dem der Sowjetunion nicht bewerten. Doch statt das
Volk einzuschüchtern, muss die neue Führung endlich die Themen
anpacken, die sie auf ihre Agenda gesetzt hat: nachhaltiges Wachstum
sowie den Kampf gegen Korruption, Umweltverschmutzung und das soziale
Gefälle. Sonst wird auch die Propaganda sie nicht retten.
Das Reich der Mitte hat eine eindrucksvolle ökonomische Aufholjagd
hinter sich, die den Lebensstandard der meisten Chinesen erhöht hat.
Doch von dem Wachstum haben längst nicht alle profitiert. Während
viele Stadtbewohner reicher wurden, blieb die Landbevölkerung arm:
Ihr Jahreseinkommen liegt im Schnitt bei weniger als 800 Euro,
während Städter pro Kopf rund 2400 Euro jährlich verdienen.
Rückläufiges Wachstum, steigende Arbeitslosenzahlen sowie
ethnische Konflikte in dem Vielvölkerreich bergen weiteren
Sprengstoff. Nur politische Reformen können diese Probleme
entschärfen. Letztlich muss sich die kommunistische Partei auch von
ihrem Machtanspruch trennen. Doch statt den Griff zu lockern,
verstärkt sie die Verfolgung von Dissidenten.
Wenn sie sich mit dem Ende der Sowjetunion beschäftigen, stoßen
Chinas Kommunisten vielleicht auf einen Satz, der damals fiel: "Wer
zu spät kommt, den bestraft das Leben." Sie sollten ihn beherzigen.
Manuel Glasfort
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