(ots) - Der Präsident des Arbeitgeberverband Pflege, Thomas
Greiner, erklärte heute gegenüber der Presse in Berlin, etliche
Interessengruppen, Parteien und Berufsverbände, forderten angesichts
des sich drastisch verschärfenden Personalmangels immer vehementer
umfangreiche Reformen. Vernünftige Ansätze für eine zügige
Problemlösung blieben dabei ausgespart. "Statt derzeit nicht
finanzierbare Reformen zu fordern, sollte die gesamte
Pflegewirtschaft, gemeinsam mit der Landes- und Bundespolitik,
realistisch das Mögliche zügig umsetzen. Der Mangel an
Pflegefachkräften lässt sich eher durch Kreativität, Sachverstand und
Pragmatismus in den Griff kriegen, als durch dramatische Appelle. Ich
bin davon überzeugt, daß wir 50.000 zusätzliche Arbeitskräfte, binnen
15 Monaten, einstellen können, wenn alle an einem Strang ziehen.
Bund, Landesregierungen und Pflegeverbände hatten sich Ende 2012 auf
eine "Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive in der Altenpflege"
verständigt. "Wenn die Umsetzung dieser weitreichenden und von
Arbeitnehmern, wie Arbeitgebern gleichermaßen getragenen Vereinbarung
nicht durch Behörden-Trägheit verschleppt würde, wäre der
Fachkräftemangel nicht mehr so groß", fasst Greiner zusammen.
Folgende, innerhalb von zwölf Monaten umsetzbare Eckpunkte, schlägt
der Arbeitgeberverband Pflege vor:
Langjährige Hilfskräfte zum Fachabschluss führen
Pflegehilfskräfte, die länger als drei Jahre in der Altenpflege
tätig sind, sollen über ein verkürztes Qualifizierungsverfahren zur
Prüfungsreife des Fachabschlusses begleitet werden. Ungefähr zwei
Hilfskräfte pro Seniorenheim (derzeit 12.500 Pflegeeinrichtungen in
Deutschland) könnten somit zügig qualifiziert werden. Innerhalb von
15 Monaten stünden dann 25.000 zusätzliche Pflegefachkräfte zur
Verfügung. Die Ausbildungs-Finanzierung wurde bereits geregelt.
Zusätzliche Betreuungskräfte entlasten die Pflegenden
Mit zwei Euro - pro Bewohner und Tag - ließen sich 25.000
zusätzliche Betreuungskräfte finanzieren, was eine Verdopplung der
bisherigen Zahlen ausmachen würde. Diese könnten die Pflegekräfte
spürbar entlasten und wären für die Bewohner eine absolute
Bereicherung. Die Bezahlung muß nach dem Tarifvertrag "Mindestlohn in
der Pflege" geregelt werden. Die Kosten in Höhe von 500 Millionen
Euro sollen durch den Bundeshaushalt, oder durch den Abbau von
überbordenden Dokumentationskosten (derzeit mehr als 2,7 Milliarden
Euro pro Jahr) finanziert werden.
Hoch- und Fachschulabschlüsse in der Pflege bundeseinheitlich
anerkennen
Hoch- und Fachschulabschlüsse in der Pflege, ganz gleich ob in
einem EU-Mitgliedsland oder in einem Nicht-EU-Staat erworben, müssen
sofort anerkannt werden. Durch die Errichtung einer zentralen
Anerkennungsstelle für Fachkräfte aus EU- und Nicht-EU-Staaten können
bundeseinheitliche Anerkennungsregeln verabschiedet werden.
Fachkräfte aus dem Ausland müssten somit nicht den komplizierten Weg
über die einzelnen Anerkennungsstellen der Bundesländer nehmen. Unter
den EU-Fachkräften aus allen Berufsgruppen, die seit Januar 2013 ein
Anerkennungsverfahren in Deutschland durchlaufen haben, waren nur 173
Pflegefachkräfte (Quelle: ZAV) vertreten. Der hohe zeitliche Aufwand
und der "Behörden-Dschungel" der deutschen Bundesländer vertreiben
gutausgebildete Fachkräfte aus EU-Staaten in andere Länder.
"Wenn wir in Deutschland den rasanten demographischen Wandel und
die damit einhergehende Problematik der sich verschärfenden
Fachkräfte-Situation in der Altenpflege wirksam in den Griff bekommen
wollen, werden wir das nur durch lebensnahen Pragmatismus
hinbekommen. Dieser geht uns jedoch allzuoft verloren. In der Pflege
Tätige zügig qualifizieren, Pflegekräfte durch helfende Hände
unterstützen und bundeseinheitlich ausländische Hoch- und
Fachschulabschlüsse sofort anerkennen, das sollte unser vorrangiges
Ziel sein. Ab Ende dieses Jahres werden die ersten von insgesamt 150
chinesischen Pflegefachkräften in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen.
Ein Pilotprojekt von uns, welches nach zweijähriger intensiver
Vorbereitung nun starten wird. Daß das Berufsbild des Altenpflegers
ein attraktiver Berufswunsch ist, zeigt sich daran, daß sich derzeit
mehr als 56.000 junge Menschen in der Erstausbildung befinden und
kaum ein Ausbildungsplatz unbesetzt blieb", meint der Präsident des
Arbeitgeberverband Pflege, Thomas Greiner.
Die größten privaten Pflegeunternehmen in Deutschland und der
Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) haben sich im
Jahr 2009 zum Arbeitgeberverband Pflege zusammengeschlossen. Der
Verband vertritt die sozialen, wirtschaftlichen und tariflichen
Interessen von über dreißig der namhaftesten Unternehmensgruppen der
Pflegewirtschaft. Gemeinsam mit den über 7.500 Unternehmen im bpa
repräsentiert er rund 240.000 Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter. Der
Verband setzt sich für eine zukunftsfähige Gestaltung der Pflege ein.
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