(ots) - Es kann nahezu jeden treffen, arbeitslos zu
werden und die Gründe, warum jemand seinen Job verliert, sind
vielfältig. Für die Fälle, wo es Menschen nicht gelingt, wieder in
den ersten Arbeitsmarkt zu kommen, hat sich die Agentur für Arbeit
etwas einfallen lassen: das Aktivcenter. Interdisziplinär arbeiten
mehrere Berufsgruppen zusammen, um zu analysieren, wo das
Vermittlungshandicap liegt. Bei einem dieser Projekte in Düsseldorf
war die Abteilung für Ergotherapie des LVR-Klinikums beteiligt.
Ergotherapeut Thomas Henke berichtet von den Erfolgsgeschichten, die
das Team, in dem er arbeitet, bislang innerhalb dieser Maßnahme
verzeichnen konnte.
Erfüllung, Bestätigung und Anerkennung, finanzielle Absicherung
und soziale Kontakte ebenso wie eine Organisation des Tages und der
Woche: Das alles gibt Arbeit den Menschen. Fällt dies weg, weil
jemand arbeitslos wird, entsteht natürlich ein riesiges Loch und
verständlicherweise können nicht alle gleichermaßen gut damit
umgehen. Manche geben erst recht "Gas" und setzen alles daran, wieder
zurück in den Job zu kommen. Andere resignieren oder werden krank -
wenn sie es nicht schon vorher durch die Arbeit oder aus anderen
Gründen waren. Bei ihnen besteht ein sogenanntes multiples
Vermittlungshemmnis und somit sind sie Kandidaten für das von der
Agentur für Arbeit eingerichtete Aktivcenter.
Ergotherapie: Ressourcen fördern, Einsatzgebiete finden
Wer in das Aktivcenter kommt, hat oft schon eine Reihe von
"Maßnahmen" hinter sich. Entsprechend fallen auch die Kommentare aus,
die Thomas Henke, Ergotherapeut und Mitarbeiter im LVR-Klinikum zu
hören bekommt, wenn "neue" Arbeitslose bei ihm eintreffen. Viele
haben aufgegeben, sich selbst ebenso wie die Suche nach einer
vernünftigen Arbeit, die zu ihnen und ihrem Lebenslauf passt. "Wir
Ergotherapeuten haben eine andere Sichtweise und einen
ressourcenorientierten Blick. Wir finden die Stärken des Individuums
und fordern und fördern dort weiter.", erklärt Henke. Das passt ins
Konzept, denn anders, als man zunächst vermuten könnte, ist die
Zielsetzung des Aktivcenters, so wie es in der Ergotherapie üblich
ist, einen sehr genauen Blick auf den Menschen und seine Bedürfnisse
und Fähigkeiten zu werfen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass
in Thomas Henkes Geschichten beispielsweise Menschen vorkommen, die
Fertigkeiten und Interessen entwickeln, von denen sie selbst anfangs
gar nicht dachten, dass das in ihnen steckt.
Wie die Teilnehmer sich verändern und aufblühen können, zeigt der
Düsseldorfer Ergotherapeut an einem ganz besonders beeindruckenden
Beispiel auf. "Ein junger Arbeitsloser, etwa Ende 20, kam durch das
Aktivcenter zu uns und man vermutete bei ihm eine Depression. Er hat
dann bei uns ein Praktikum als Schlosser gemacht und obwohl er selbst
sich das zuerst gar nicht zugetraut hatte, erwies er sich als
handwerklich sehr geschickt. Aus dem anfänglich völlig unbeholfenen
und eingeschüchterten Sonderling entfaltete sich in recht kurzer Zeit
ein fitter, sympathischer junger Mann mit einer positiven
Ausstrahlung.", weiß Thomas Henke von einem der ins Aktivcenter
Einbezogenen zu berichten, die dann sogar nach einer recht langen
Zeit der Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt zurückfanden.
Eine so positive Entwicklung kann Ergotherapie bewirken.
Aktivcenter: Früh erkennen, bezahlbar machen
Nicht ganz so schnell geht es bei anderen, die gesundheitliche
Probleme haben, die bislang niemand erkannt hat. Am häufigsten
stellten die Ergotherapeuten des LVR-Klinikums bei ihren Teilnehmern
Suchterkrankungen, aber auch seelische Probleme oder ADHS fest.
Solche Probleme und Krankheiten verhindern, dass die Betroffenen
ihren Platz im Arbeitsleben finden. Fragt man Thomas Henke, was er
selbst vom Aktivcenter hält, antwortet er spontan: "Das Aktivcenter
ist eine tolle Chance, die die Agentur für Arbeit anbietet. Und alle
Erfolge - auch die, dass wir beispielsweise mithilfe der speziellen
Vorgehensweisen in der Ergotherapie herausfinden, dass jemand krank
ist und daraufhin eine Behandlung eingeleitet wird - sprechen für
diese Maßnahme." Denn den wirtschaftlichen Aspekt darf man ebenfalls
nicht vergessen: Je früher eine Krankheitsproblematik, die nicht von
einem Außenstehenden auf den ersten Blick erkennbar ist, behandelt
wird, desto weniger stark werden die öffentlichen Kassen belastet. So
wäre gerade aus diesem Gesichtspunkt gut vorstellbar, Ergotherapeuten
sogar schon früher einzuschalten, beispielsweise dann, wenn ein
arbeitslos Gemeldeter nicht zum Termin erscheint. Denn dahinter
stecken in aller Regel Gründe, die sich mit den arbeitsdiagnostischen
Methoden der Ergotherapie herausfinden lassen.
Mehr hilfreiche Informationen zu diesem und weiteren Themen bietet
der Deutsche Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE) unter
www.dve.info
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Zusatzinformation: Ergotherapie im Bereich der Arbeit und
Rehabilitation
Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten beschäftigen sich
beispielsweise in Fachkliniken, Einrichtungen der medizinischen und
beruflichen Rehabilitation, Beruflichen Trainingszentren, Werkstätten
für behinderte Menschen aber auch bei Integrationsfachdiensten und in
ergotherapeutischen Praxen mit den Themen "Arbeit" und "Integration
in das Berufsleben".
Aufgrund ihrer breitgefächerten Ausbildung und Erfahrungen können
Ergotherapeuten bei einer Vielzahl von arbeitsrelevanten Aufgaben
tätig werden:
Ergotherapeuten fungieren als Job-Coach, um Arbeitnehmer (und ihre
Arbeitgeber) nach längerer Krankheit zu beraten und bei der
beruflichen Wiedereingliederung zu begleiten.
Als Experten beispielsweise zum Thema "Rückenprobleme" sind sie
mit allen Fragen rund um die Ergonomie am Arbeitsplatz bestens
vertraut und unterstützen Unternehmen präventiv bei der
Gesundheitsförderung.
Für Schwerbehinderte übernehmen Ergotherapeuten das
Eingliederungsmanagement wie es der SGB IX vorsieht.
Im ambulanten Bereich fangen sie die durch zunehmend kürzere
stationäre Aufenthalte nötige Versorgung im arbeitsrehabilitativen
und arbeitstherapeutischen Bereich auf.
Interdisziplinär oder alleine kümmern sich Ergotherapeuten um die
Ein- und Wiedereingliederung von Jugendlichen oder Arbeitslosen in
das Berufsleben.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Deutscher Verband der Ergotherapeuten
e.V.,Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke(at)dve.info