(ots) - Spielball Ägypten
Die einflussreichste Nation der arabischen Welt steht am Rande
eines Bürgerkriegs. Die Folgen für die Region, ja für die Welt wären
katastrophal. Zum einen, weil Ägyptens Militär auch dank
Milliardenhilfen aus dem Westen bis an die Zähne bewaffnet ist. Zum
anderen, weil das Land mit dem Suezkanal eine der wichtigsten
Handelsrouten der Welt kontrolliert. Die USA und Europa wissen um
diese Gefahr, doch ihnen fehlt der Hebel, um die beteiligten Akteure
zur Vernunft zu bringen. Spätestens jetzt merken sie, wie begrenzt
ihre Einflussmöglichkeiten sind.
Es wird diskutiert, ob die USA nicht ihre jährlichen 1,3
Milliarden Dollar Militärhilfe streichen sollten - dabei haben die
Golfstaaten der ägyptischen Armee knapp das Zehnfache überwiesen:
zwölf Milliarden Dollar als Belohnung für den Sturz des
islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.
Freilich wäre es dennoch ein richtiges, wenn auch eher
symbolisches Signal, würden die Amerikaner die Unterstützung des
Militärs einstellen. Dass mehrere EU-Staaten Hilfsgelder eingefroren
haben, ist ebenfalls begrüßenswert, solange es sich nicht um Mittel
handelt, die direkt der Bevölkerung zugutekommen.
Von anderen Ländern der Region ist indes keine Vermittlung zu
erwarten. Wie die Golfstaaten folgen sie viel zu deutlich eigenen
Interessen und schlagen sich auf die Seite der einen oder anderen
Konfliktpartei. Somit wird die ägyptische Krise zum Spielball
innerislamischer Rivalitäten.
Franziska Kückmann
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