(ots) - Frankensteins Monster
Es reicht ein Tippfehler bei einer Vorwahl, und der
US-Geheimdienst NSA hört nicht mutmaßliche Terroristen im Ausland ab,
sondern unbescholtene und nichts ahnende Bürger direkt um die Ecke.
Seit 2008 hat die NSA gleich tausendfach die Datenschutzregeln der
USA gebrochen. Und durch das Speichern riesiger Mengen
internationaler Daten - also mutmaßlich auch deutscher - hat sie auch
noch gegen die US-Verfassung verstoßen.
Doch die Reaktion der Verantwortlichen auf das Bekanntwerden des
Rechtsbruchs kommt einem Schulterzucken gleich: Die Zahlen der
versehentlichen Abhöraktionen als "relativ betrachtet" gering zu
bezeichnen ist eine Frechheit. Es fehlt jegliches
Unrechtsbewusstsein.
Dahinter verbergen sich gleich zwei Geständnisse: erstens, dass
die NSA in einem schier unfassbaren Maß Daten hamstert, und zweitens,
dass sogar der tausendfache Rechtsbruch für sie nicht mehr als ein
Kavaliersdelikt ist.
Diese Kann-ja-mal-passieren-Attitüde sollten die US-Bürger ihrer
Regierung nicht durchgehen lassen: Längst schon kann sie ihre
Überwachungsinstrumente selbst nicht mehr überwachen. Von
unstillbarem Wissensdurst getrieben, hat die US-Regierung, ähnlich
wie Viktor Frankenstein, ein hässliches Monster geschaffen. Das
jedoch entwickelt ein unheimliches Eigenleben. Vorsicht ist geboten:
Im Roman wendet sich das Ungeheuer schließlich gegen seinen Schöpfer.
Fabian Löhe
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