(ots) - Erneut bekräftigte der EZB-Chef Mario Draghi im
August, dass die EZB den Leitzins für einen längeren Zeitraum auf dem
niedrigen Niveau halten - und wenn nötig sogar nochmals senken werde.
Ziel dieser Rhetorik ist die Senkung der langfristigen Zinsen - und
in Folge auch der Baufinanzierungszinsen in Deutschland. Stephan
Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG, rät weiterhin
zur langfristigen Zinsbindung, zu hoher Tilgung und zur individuellen
Prüfung des Bausparvertrages.
Zinsen auf niedrigem Niveau mit derselben Begründung wie im Juli
Das Gremium der EZB beschloss in seiner letzten Sitzung Anfang
August den Leitzins weiterhin bei 0,5 Prozent zu belassen. Die
Argumentation für diese Entscheidung war weitestgehend dieselbe wie
im Vormonat: Die Inflation ist stabil und leicht unter den
angestrebten zwei Prozent. Demgegenüber ist die wirtschaftliche
Entwicklung Europas weiterhin sehr kraftlos und stabilisiert sich
erstmals nach sechs Monaten auf extrem niedrigem Niveau. Der
Arbeitsmarkt ist weiterhin schwach. Ob die Produktion in Europa
anzieht, hängt maßgeblich von der globalen Nachfrage und der
Binnennachfrage ab. Letztere soll insbesondere durch die aktuelle
Geldpolitik angekurbelt werden.
Die EZB gibt Schritt für Schritt ihre Unabhängigkeit auf
Vor einem Jahr kündigte Mario Draghi an, bei Bedarf unlimitiert
Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen. Mit seiner Aussage
steuerte der EZB-Chef nicht mehr nur die Leitzinsen und damit die
kurzfristigen Zinsen, sondern beeinflusste erstmals auch langfristige
Zinspapiere wie Staatsanleihen. Die eindeutige und seit diesem Monat
wiederholte Ansage, dass die EZB die Zinsen für einen längeren
Zeitraum nicht erhöhen wird, hat eine ähnliche Wirkung. Sie beruhigt
die Finanzmärkte, die jüngst aufgrund der Aussagen der US-Notenbank
ihre Staatsanleihen-Aufkäufe zu beenden, stärkeren Schwankungen
unterlagen. Bisher war die US-Notenbank FED mit ihrer Politik Vorbote
der Handlungen der EZB. Draghis Statement zur Niedrigzinspolitik
wirkte dem bislang entgegen und senkte die Risikokosten der
Staatsanleihen. Dass künftig die geheimen Sitzungsprotokolle der EZB
veröffentlicht werden sollen, hat einen ähnlichen Zweck. Die
Öffentlichkeit und insbesondere die Finanzcommunity sollen besser
verstehen, welche Erwartungen, Annahmen und Abwägungen beim
EZB-Gremium zu dessen Entscheidungen führten. Damit könnten auch
künftige Entscheidungen besser prognostiziert und Überraschungen
vermieden werden. Hierbei besteht die Gefahr, dass die Ratsmitglieder
unter Druck geraten und die Unabhängigkeit ihrer Entscheidungen
untergraben werden könnte. Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass
viele Aussagen und Handlungen der EZB auf die langfristige Stabilität
des Marktes abzielen. Die damit verbundene Unabhängigkeitsfrage
sollte laut der Meinung von rund 200 Ökonomen nicht gestellt werden.
In einem offenen Brief unterstützten sie den Kurs der EZB und
warnten, dass Kritik an der EZB das größte Risiko für Europas
Gesundung sei.
Reaktion der Baufinanzierungszinsen und ihre erwartete Entwicklung
Die Baufinanzierungszinsen schwankten in den vergangenen Wochen,
wobei sie in Summe leicht anstiegen. "Die wirtschaftliche Situation
in Europa und die Aussagen der EZB deuten darauf hin, dass
Baufinanzierungen in Deutschland weiterhin höchst attraktiv bleiben",
sagt Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG.
Allerdings seien die Märkte durch Draghis Aussagen nicht so beruhigt,
dass Schwankungen auszuschließen seien, so der Vorstandssprecher.
Denn schließlich gibt es neben Mario Draghis EZB auch andere Akteure,
die die Zinsen beeinflussen können. "An der generellen Empfehlung für
Immobilienfinanzierer, Darlehen mit einer langfristigen Zinsbindung
und einer Mindesttilgung von 2% zu nutzen, ändere sich nichts. Auch
kann es sinnvoll sein, Bausparverträge als Zinssicherungsinstrument
in die Finanzierung mit einzubeziehen."
Tendenz:
- kurzfristig: schwankend seitwärts
- langfristig: steigend
Die Pressemitteilung können Sie hier herunterladen:
www.bit.ly/13y4se9
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