(ots) - Die Haftentlassung des gestürzten
Langzeit-Herrschers Hosni Mubarak, die gestern überraschend
angekündigt wurde, ist juristisch gut begründet. Mit der jüngsten
Machtübernahme des Militärs hat sie angeblich nichts zu tun. Man mag
aber angesichts der Vorgänge in Ägypten nicht an einen Zufall
glauben, sondern eher an alte Seilschaften, die jetzt wieder greifen.
Die Nachricht hat so oder so einen besorgniserregenden
Symbolcharakter: Auch wenn der 85-Jährige sicherlich nicht mehr an
die Staatsspitze zurückkehren wird, so ist ein längst überwunden
geglaubtes Gespenst wieder da: das "System Mubarak", das Militär als
einzige staatserhaltende und alles dominierende Kraft. Selbst
diejenigen Ägypter, die unter Lebensgefahr für den Sturz Mubaraks auf
die Straße gegangen sind, betrachten nun das Militär als das
sprichwörtliche kleinere Übel, zu chaotisch sind die Zustände.
Europa, in die Rolle des Zuschauers gedrängt, muss mit ansehen, dass
die Hoffnung auf ein demokratisches Ägypten für lange Zeit zerstoben
ist. Da ist es letztlich unwichtig, ob Mubarak nun tatsächlich
freikommt.
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