(ots) - Fatales Signal
Es ist eine Nachricht, die wie ein Brandbeschleuniger die
explosive Stimmung in Ägypten befeuern könnte: Langzeit-Diktator
Husni Mubarak wird aus der Haft entlassen. Dass dies kein Freispruch
ist, sondern der Prozess gegen ihn wegen der Tötung von mehr als 800
Demonstranten fortgesetzt wird, dürfte für die aufgebrachten
Muslimbrüder eher nebensächlich sein. Im Land am Nil gibt es derzeit
nur Schwarz-Weiß-Denken. Und so kommt bei den Islamisten die
Botschaft an: Der verhasste Diktator, der sie jahrzehntelang
unterdrückte, ist frei - und ihr Präsident Mohammed Mursi sitzt
weiterhin eingesperrt an einem unbekannten Ort. Das birgt
Sprengkraft.
Doch auch für die Tamarod-Bewegung, die sich für den Sturz Mursis
einsetzte und nun eng mit dem Militär zusammenarbeitet, ist es ein
Schlag ins Gesicht, Mubarak in Freiheit zu wissen. Schließlich hat
sie ihre Wurzeln in jenen Bevölkerungsgruppen, die Anfang 2011
federführend zur Entthronung des greisen Machthabers beitrugen. Ihr
Vertrauen in die ägyptische Gerichtsbarkeit muss groß sein, um diese
neue Entwicklung zu ertragen.
Die brutale Polizeigewalt der vergangenen Tage unter dem Befehl
des Militärs hat das Land am Nil in die Mubarak-Ära
zurückkatapultiert. Dass der Diktator nun frei ist, mag juristisch
korrekt sein - es ist jedoch ein fatales Signal.
Franziska Kückmann
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