(ots) - Der NABU hat einen besonders erschütternden Fall
von illegalem Vogelabschuss kritisiert. Ein extrem seltener
Gänsegeier wurde am 30. Juni nahe Breidenbach im Landkreis
Marburg-Biedenkopf in Mittelhessen von Aktiven der lokalen
NABU-Gruppe verletzt aufgefunden. Wie sich herausstellte, war der
imposante Vogel mit einer Spannweite von zweieinhalb Metern aufgrund
eines Armdurchschusses, vermutlich mit einem Kleinkalibergewehr,
flugunfähig.
Der Vogel wurde anschließend in der Klinik für Vögel, Reptilien,
Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen mit
Kostenunterstützung des "Vereins zur Förderung der Vogelmedizin in
Gießen e.V." intensiv behandelt. Dort konnte sein Leben dank
Operation, Physio- und Lasertherapie gerettet werden, er wird aber
nie mehr richtig fliegen können. Vor wenigen Tagen konnte der Geier
zur weiteren Pflege an den Tier- und Naturschutzpark Herborn
überstellt werden. Dort wird er am heutigen Freitag im Rahmen einer
Pressekonferenz vorgestellt. Gänsegeier sind äußerst selten. Nur in
manchen Jahren gelangen wenige Exemplare dieser Aasfresser aus weiter
südlich gelegenen Brutgebieten auf ihrer Suche nach Nahrung nach
Deutschland.
Der NABU kritisiert den auch in Deutschland andauernden illegalen
Mord an Greifvögeln durch Fang, Vergiftung und Abschuss. "Seit Jahren
prangern wir die Verhältnisse in Malta an, wo Vögel aus purer
Schießlust vom Himmel geholt werden", sagt NABU-Vogelexperte Lars
Lachmann. "Genauso entsetzt sind wir über den massenhaften Fang von
Vögeln in Ägypten. Sowohl in Malta wie in Ägypten handelt es sich oft
um Zugvögel aus Deutschland, die in Deutschland streng geschützt
sind." Bei dem in Hessen abgeschossenen Geier handelt es sich
vermutlich um einen Vogel aus Frankreich oder Spanien. Gänsegeier
brüten nicht in Deutschland, sondern nur in Südeuropa und Nordafrika.
Die Art ist überall selten geworden mit Ausnahme der spanischen
Population, die sich derzeit auch in Südfrankreich ausbreitet. Alle
anderen europäischen Populationen sind stark vom Aussterben bedroht.
"Umso beschämender ist es, dass wir es nicht einmal bei uns in
Deutschland schaffen, große Greifvögel vor dem Abschuss zu bewahren,
sobald sie unser Land erreichen", so Lachmann.
Allein in Nordrhein-Westfalen wurden zwischen 2005 und 2009 180
Fälle von Greifvogelverfolgung registriert, bei denen mehr als 360
Vögel getötet wurden. "Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisberges,
die meisten Taten bleiben unentdeckt. Die Tötung der geschützten
Vögel muss auch in Deutschland angemessen geahndet werden", so der
NABU-Vogelexperte. Die Obere Naturschutzbehörde im
Regierungspräsidium Gießen habe bereits Anzeige erstattet.
Zur weiteren Aufklärung des Falles bittet der NABU dringend um
Mithilfe: Hinweise zum Geschehen oder zum Täter können (auch anonym)
über das NABU-Infotelefon unter der Nummer 030-284984-6000 abgegeben
werden oder per e-mail an info(at)nabu.de.
Ein Foto des immaturen (noch nicht erwachsenen) Gänsegeiers auf
der Intensivstation der Uni-Klinik Gießen kann kostenfrei unter
Angabe des Bildautoren verwendet werden und im NABU-Pressebereich
heruntergeladen werden: http://www.nabu.de/presse/fotos/#voegel
Informationen zum Gänsegeier und seinen Einflügen nach Deutschland
gibt es auf folgender Seite: http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voeg
el/news/greifvoegel/05068.html
Für Rückfragen:
NABU-Pressestelle: Kathrin Klinkusch, Tel.: 030-284984-1510;
Nicole Flöper, Tel.: 030-284984-1958
Wolfgang Rades, Geschäftsführer und Parkleiter, Vogel- und
NaturschutzTierpark Herborn, Tel.: 02772-42522,
info(at)vogelpark-herborn.de
Das NABU-Infotelefon ist Mo-Fr. jeweils von 10-12 h und von 14-16
h unter der Nummer 030- 284 984 -6000 zu erreichen.
Pressekontakt:
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, -1952
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: Presse(at)NABU.de
Redaktion: Kathrin Klinkusch, Annika Natus, Iris Barthel, Nicole
Flöper