(ots) - Im nächsten Sommer bekommen die Griechen anscheinend
also noch einmal zehn Milliarden Euro. Hat die Bundeskanzlerin
gelogen, als sie monatelang verschwieg, dass den Griechen ein
weiteres Mal geholfen werden müsse? Erstens: Bleibt es tatsächlich
bei zehn Milliarden, mutet das erstaunlich wenig an, angesichts der
nach wie vor unvorstellbaren Probleme Griechenlands. Niemand kann
heute wissen, wie viel Geld im nächsten Jahr Richtung Athen fließen
wird. Zweitens: Sie "sehe" keinen zweiten Schuldenschnitt für
Griechenland, sagt Merkel. Vielleicht, weil sie in eine andere
Richtung guckt. Niemand kann heute wissen, ob der griechischen
Regierung nicht ein weiteres Mal Schulden gekürzt werden sollen,
damit das Land eine Chance hat, aus dem verheerenden
Schulden-Teufelskreis zu kommen. Drittens: Was soll ein deutscher
Regierungschef denn machen? Neues Geld für Griechenland in aller
Härte auszuschließen hieße, tatsächlich in eine Lüge hinein zu
laufen. Frisches Geld aus Deutschland als Möglichkeit hinzustellen,
wäre zwar realistisch, angesichts nach wie vor ungelöster Probleme
der Griechen (Korruption, Abbau von Bürokratie, gerechte Besteuerung
Reicher, usw.) aber leichtfertig. Viertens: Die Rezepte der
Opposition zur Euro-Krise, Euro-Bonds etwa, sind im Volk weitaus
unpopulärer als Merkels notgedrungene Eierei. Und inzwischen räumt
auch SPD-Parteichef Gabriel ein, den Griechen 2001 den Euro gegeben
zu haben, sei falsch gewesen. Eine Entscheidung von Rot-Grün.
Fünftens: Die Deutschen sind immer noch in Urlaubsstimmung.
Sechstens: Entschieden ist 27 Tage vor der Wahl gar nichts. Es gibt
eine linke Mehrheit, Merkels Popularität zum Trotz. Die
Anti-Euro-Partei bleibt vielleicht unter fünf Prozent, aber was sie
einstreicht, geht wohl zu Lasten von Schwarz-Gelb. Fazit: Die
Euro-Debatte stört Merkels "Keine-Experimente"-Wahlkampf. 1957 holte
Adenauer, der CDU als Symbol so weit enteilt wie Merkel heute, mit
diesem Werbespruch die absolute Mehrheit. Aber Geschichte wiederholt
sich nicht.
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