(ots) - So richtig und so falsch
Keine Staatsaffäre: So lautete die Überschrift des ersten
Kommentars zur Causa Wulff im Dezember 2011 in dieser Zeitung. Selten
lag unsere Redaktion mit einer Einschätzung gleichzeitig so richtig
und doch falsch. Denn bekanntlich entwickelte sich aus den Vorwürfen
gegen den damaligen Bundespräsidenten wegen des Kredites für sein
Wohnhaus eine Affäre sondergleichen. Sie führte zum Rücktritt und
geht nun damit weiter, dass sich erstmals in der Geschichte der
Bundesrepublik ein ehemaliges Staatsoberhaupt vor Gericht
verantworten muss.
Dennoch war die Einschätzung schon zu jenem frühen Zeitpunkt
korrekt, was die Schwere und Nachhaltigkeit der Vorwürfe anbelangt.
Christian Wulff mag als Mensch seine Fehler und in den letzten
anderthalb Jahren mehrfach unglücklich agiert haben: Aber so schlimm
war es nun auch wieder nicht. Die zahlreichen Vorwürfe, die über
Monate oftmals vorschnell erhoben wurden, fielen einer nach dem
anderen in sich zusammen.
Dass Wulff durch seinen tiefen Fall privat bereits erheblich
gestraft ist, dürfte niemand bestreiten. Gleichwohl geht die Klärung
vor Gericht nun völlig in Ordnung. Wandelt sich die Aufarbeitung
inzwischen auch mehr und mehr zu kleinlicher Rechthaberei, wird sie
nun wenigstens zu einem sauberen Abschluss kommen - wie immer dieser
ausfällt. Parallel mögen die Affäre und ihr Verlauf allen Beteiligten
als abschreckendes Beispiel gelten.
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