(ots) - In der Sackgasse
In Krisenzeiten ist es ein hohes Gut, Vernunft und Besonnenheit zu
bewahren. Beides haben die Regierungen in Washington, London und
Paris in den vergangenen Tagen vermissen lassen. Ihr verbales
Gepolter von einem Militärschlag in Syrien hat die ganze Region in
Panik versetzt: Es hat Tausende Menschen in die Flucht getrieben, die
Armeen der Nachbarstaaten aufgescheucht und den Gegenspielern
dankbare Vorlagen für aggressive Drohgebärden geliefert.
Immerhin rudern die einsatzwilligen Westmächte nun zurück.
US-Präsident Barack Obama wiegelt ab, über einen Militärschlag sei
noch nicht entschieden. Großbritanniens Premier David Cameron will
nun doch das Ergebnis der UN-Chemiewaffenexperten abwarten, die in
Syrien nach Giftgas suchen. Auch Frankreichs Staatschef François
Hollande äußert sich auf einmal zögerlich.
So richtig diese Zurückhaltung ist: Sie kommt zu spät. Nun hängt
die Glaubwürdigkeit dieser Staaten und vor allem der USA davon ab, ob
sie ihrer vorschnellen Ankündigung Taten folgen lassen. Sie haben
sich selbst in eine Sackgasse befördert, aus der ein Rückzug ohne
Gesichtsverlust kaum mehr möglich ist. Dass von der anfänglichen
Entschlossenheit nur noch wenig zu spüren ist, untermauert das Bild
des zaudernden Westens in der arabischen Welt. Um diesem Klischee zu
entkommen, müsste er nun militärisch eingreifen, ein bitteres
Resultat seiner vorherigen Kopflosigkeit.
Franziska Kückmann
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