(ots) - Profiteure in der Pflicht
Das Schicksal der 41 Matrosen an Bord der drei Frachter in
Wilhelmshaven ist nur eines von vielen Symptomen der globalen
Schifffahrtskrise. Ihr wirtschaftlich angeschlagener marokkanischer
Reeder hatte sie in deutschen Gewässern unbezahlt sich selbst
überlassen. Aber die Krise kam nicht wie ein Naturereignis über die
Branche, sondern sie ist menschengemacht. Zu den Verantwortlichen
gehört das Management der weltgrößten Container-Seefrachtgruppe A. P.
Møller-Maersk, die bis Anfang Juli die drei Frachter gechartert
hatte. Offenbar fühlt sich Maersk zumindest noch ein bisschen
verantwortlich für die Besatzungen: Das Unternehmen ließ Lebensmittel
und Wasser an Bord bringen, eine leichte Last für einen Konzern, der
im zweiten Quartal einen Gewinn von gut 600 Millionen Euro
eingestrichen hat. Dass es den Reedereien insgesamt so schlecht geht,
ist zu einem guten Teil Maersk zuzuschreiben. Das dänische
Unternehmen hatte 2011 einen Preiskampf mit der Nummer zwei im Markt,
der Reederei MSC, angezettelt, der der gesamten Branche schadete.
Wenn nicht rechtlich, so steht Maersk doch moralisch in der
Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Sache für die 41 Seeleute gut
ausgeht. Zudem zeigt der Fall, dass internationale Regelungen auch
für in wirtschaftliche Not geratene Schiffe überfällig sind.
Herangezogen werden sollten die charternden Unternehmen, die vom
Betrieb der Schiffe profitiert haben.
Christian Schaudwet
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