(ots) - Mit Obamas Entscheidung, vor einem von ihm
persönlich befürworteten Einsatz von Waffengewalt gegen Syriens
Despoten Assad das Parlament einzubinden, ist eine unmittelbare
militärische Eskalation im Nahen Osten vom Tisch. Aber aufgeschoben
heißt nicht aufgehoben. Der amerikanische Präsident würde auf den Rat
seiner Generäle auch noch in einem Monat zuschlagen. Womit klar ist:
Der seit Tagen von den treibenden Kräften in Washington erzeugte
Zeitdruck war reine Willkür. Dass der Präsident quasi über Nacht zum
großen Zauderer geworden ist, wird seinen Ruhm allerdings höchstens
bei Radikal-Pazifisten mehren. Dem Rest fallen die Risiken ins Auge,
die mit diesem Boxenstopp auf der Schnellstraße des Krieges verbunden
sind. Rastet Assad erneut aus, ist die Atempause hinfällig.
Prinzipiell ist die Aussicht auf einen Prozess des Nachdenkens in
Washington das Beste, was in dieser von fahrlässig gezogenen roten
Linien und Gesichtsverlustängsten belasteten Situation passieren
konnte. Eine Situation, in der das Leid von mehr als 100000
konventionell ermordeten Syrern kaum mehr eine Rolle spielt. Barack
Obama hat mit seinem vorübergehenden Rückzieher die riskanteste
Poker-Partie seiner politischen Laufbahn begonnen. Am Ende kann er
nach Lage der Dinge ein bisschen gewinnen. Aber auch alles verlieren.
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