(ots) - Merkwürdige Definition
Es ist das gute Recht von Forschern, ihre eigene Interpretation
einer Studie zu veröffentlichen. Das gilt zweifellos auch für eine
Untersuchung zu familienpolitischen Leistungen. Doch sollten
Wissenschaftler ehrlich sagen, was sie als in dieser Hinsicht
wertvoll verstehen. Ist allein der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt
familienfreundlich? Ist es schon familienfeindlich, wenn sich Eltern
den ganzen Tag über zu Hause um ihre Kinder kümmern?
Wenn vorrangig derartige Kriterien gelten, ist das eine
merkwürdige Definition von familienfreundlich. Denn dann ist nicht
Wissenschaft im Spiel, sondern Ideologie. Dann haben Forscher in
erster Linie die Wirtschaft im Blick, nicht das Wohl von Kindern. Es
zählt für sie mehr, wie arbeitsfreundlich das Familienleben ist,
nicht, wie familienfreundlich das Arbeitsleben ist. Näher dran an den
Betroffenen sind Verbände, die sich für Eltern mit Kindern einsetzen.
Detailliert haben sie nachgewiesen, dass die Zahl von 200 Milliarden
Euro, die immer wieder als Summe der familienpolitischen Leistungen
des Bundes genannt wird, nur ein Märchen ist.
Eingerechnet sind zum Beispiel die Renten für Witwen, Ausgaben für
die Grundsicherung und das Ehegattensplitting, das auch für
Verheiratete ohne Kinder gilt. Auch die Eingliederungshilfe für
Jugendliche mit Behinderung ist keine familienpolitische Leistung.
Das sollten die Forscher berücksichtigen.
Christof Haverkamp
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