(ots) - Selbstdarsteller am Werk
Was sollte eigentlich diese letzte Sitzung des Bundestags? Sie war
nichts anderes als ein Nachschlag zum TV-Duell. Das Parlament wurde
als Bühne für Selbstdarsteller missbraucht. Am Anfang griff der
gestrenge Parlamentspräsident Lammert noch ein, dann ließ er die
Dinge laufen. Sehr schade. Denn Regierung und Opposition pumpten sich
zu abstoßender Aggressivität auf. Die soll wohl als Aufputschmittel
für die letzten Tage vor der Bundestagswahl wirken.
Speziell SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat Oberwasser nach
dem Fernsehauftritt, in dem er sich achtbar gegen Merkel schlug.
Selbstbewusst und selbstzufrieden liefert er ein sprachliches
Feuerwerk ab, und wird von den eigenen Leuten mit Beifall belohnt.
Dass er der vorsichtigen Angela Merkel eine unvorsichtige Äußerung in
Richtung SPD nachweisen kann, ist schon ein Triumph für ihn.
Und die Kanzlerin? Sie badet in Eigenlob. Vier gute Jahre lägen
hinter den Bundesbürgern. Das Problem der Opposition sei, dass sie
sich an Deutschlands Erfolg nicht freuen könne. Spaßbremsen, wohin
sie nur schaue. Nein, eine Sternstunde des Parlaments war das nicht.
Den Wahlkämpfern ist offenbar egal, dass sie den Respekt vor dem
Hohen Haus damit untergraben. Jene Abgeordneten, die jetzt zum Teil
nach vier Jahrzehnten in den Ruhestand gehen, hätten einen würdigeren
Abschied verdient.
Beate Tenfelde
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