(ots) - Wer hoffte, der Missbrauch von Werkverträgen in der
Fleischindustrie werde noch vor der Bundestagswahl eingedämmt, hat
seine Rechnung ohne Clemens Tönnies gemacht. Sein Großunternehmen
weigert sich, einer branchenweiten Tarifgemeinschaft beizutreten.
Tönnies will nicht mit der Gewerkschaft Mindestlohn und ordentliche
Arbeitsverhältnisse für ausländische Werkarbeiter aushandeln. Lohn-
und Unterkunftsstandards will der Schalke-Boss lieber mit fügsameren
Bürgermeistern vereinbaren. Da zeigt ein Unternehmer sein Gesicht.
Wenn dieses skandalöse Beispiel Schule macht, drohen
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und der heimische
CDU-Bundestagsabgeordnete Franz-Josef Holzenkamp mit ihrem Plan zu
scheitern. Sie wollen den anhaltenden Missbrauch von Werkverträgen
durch einen Mindestlohntarif eingrenzen. Die Bundesregierung kann
aber nur Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern als
branchenweit verbindlich erklären, wenn mindestens 50 Prozent der
Beschäftigten der Branche vertreten werden. Da droht ein sinnvoller
Vorschlag in der Tat zu einer Wahlkampfblase der CDU zu verkommen.
Immerhin gingen die heimischen Geflügelverarbeiter der CDU gestern
noch nicht von der Fahne. Man hat sich zu Tarifverhandlungen
durchgerungen und will auch dabei bleiben. Das ist ein erfreuliches
Signal. Daran sollte sich die Schweinefleischbranche, die sich heute
erneut zum Thema trifft, ein Beispiel nehmen - und den Schalke-Boss
ins Abseits stellen.
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