(ots) - Ägypten hat als 45. Land das internationale
Greifvogelschutzabkommen der Bonner Konvention unterzeichnet. Das
"Verwaltungsabkommen zur Erhaltung der wandernden Greifvögel in
Afrika und Eurasien" will ziehende Greifvögel wie den hochbedrohten
Schreiadler unter besonderen Schutz stellen. Denn auf ihrem Zug in
die Winterquartiere, der in diesen Tagen begonnen hat, sind die Vögel
vor allem über der Krisenregion im Nahen Osten durch Wilderer und
illegale Abschüsse bedroht. Die Verluste sind nicht nur in Ägypten
groß: vor allem in der östlichen Türkei, in Syrien und dem Libanon
gilt der Abschuss eines Adlers bei jungen Männern auch heute noch als
"Heldentat".
"Wir freuen uns, dass Ägypten das Abkommen unterzeichnet hat",
sagt Dr. Andreas Kinser. Der Schreiadlerexperte und Projektleiter des
Schreiadler-Schutzprogrammes der Deutschen Wildtier Stiftung ist
dennoch verhalten. "Die Unterschrift ist zwar ein positiver Schritt
zum Schutz ziehender Greifvögel, doch keine Garantie für das
Ãœberleben der Tiere." Kinser kritisiert mangelnde Kontrollen und das
fehlende Bewusstsein. "Papier ist geduldig - und eine Unterschrift
ist noch keine Schutzgarantie für eine bedrohte Art." Selbst in
EU-Staaten, genauer auf Malta, werden Greifvögel wie der Schreiadler
noch immer illegal abgeschossen. "Wir fordern daher intensivere
Forschungsarbeit, wo die Regionen mit der stärksten Wilderei entlang
der schmalen Zugroute liegen und verstärkte Aufklärungsarbeit, um die
Menschen für die Konsequenzen von Wilderei auf ziehende Greifvögel zu
sensibilisieren", sagt Dr. Andreas Kinser.
Die Deutsche Wildtier Stiftung hat in den vergangenen Jahren immer
wieder auf Verluste von Schreiadlern durch Wilderer aufmerksam machen
müssen: 2007 wurde der Schreiadler "Siegmar" auf Malta angeschossen
und musste später in einer Berliner Tierklinik eingeschläfert werden.
2009 wurden von acht besenderten männlichen Schreiadlern vier illegal
abgeschossen, 2010 wurde ein Schreiadler östlich von Ankara mit
Schrotschüssen getötet. Neben diesen bekannt gewordenen Verlusten ist
die Dunkelziffer jedoch wesentlich höher: Etwa 75 Prozent aller
Jungvögel sterben während ihres ersten Winterzuges.
"Bei einem Bestand von wenig mehr als 100 Brutpaaren in
Deutschland, kommt der Verlust jedes einzelnen Tieres einer
Katastrophe gleich", betont Kinser. Der Schreiadler gehört zu den am
stärksten gefährdeten Vogelarten überhaupt - sein trauriger
Stammplatz auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten
Brutvögel, wird ihm auch in den nächsten Jahren noch sicher sein.
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