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"Bei BILD im Angebot: Eine starke Kanzlerin und ihr schwacher Partner SPD" / Springers Boulevardmedien im Bundestagswahlkampf 2013 - Eine Zwischenbilanz

ID: 944115

(ots) -

Gegen einen Lagerwahlkampf, für eine Große Koalition und gegen
eine rot-grüne Regierung haben sich die Boulevardblätter BILD und
BamS im Bundestagswahlkampf 2013 positioniert, heißt es in der
Zwischenbilanz einer Medienstudie der Otto Brenner Stiftung, die
heute erscheint. An diesen Leitlinien richte sich seit etwa drei
Monaten die Berichterstattung konsequent aus. So werde beispielsweise
über die Partei Bündnis 90/Die Grünen systematisch negativ, über
Bundeskanzlerin Angela Merkel fast täglich positiv-sympathisierend
berichtet. Begleitet werde diese parteipolitische Festlegung von
einer staatsbürgerlich-präsidialen Selbstinszenierung beider Medien,
die voraussichtlich in der Wahl-Sonderausgabe an alle Haushalte ihren
Höhepunkt erfahren werde.

Nach dem Star-Prinzip richte sich alle publizistische
Aufmerksamkeit der Boulevardblätter auf die Bundeskanzlerin und den
SPD-Kanzlerkandidaten. Merkel werde als große Führungsfigur gehegt
und gepflegt, unterbrochen von gelegentlichen freundlichen
Ermahnungen an ihre Adresse. Diese dauerhafte Aufwartung und die
konsequente Personalisierung aller politischen Ereignisse mache
Merkel für das BILD- und BamS-Publikum allgegenwärtig. Steinbrück
komme nur auf den ersten Blick quantitativ und inhaltlich ordentlich
weg: Er werde oft in Zusammenhang mit peinlichen und nebensächlichen
Themen gebracht und stets schwinge die Botschaft mit, der Kandidat
sei in erster Linie ein ebenso aussichtslos wie verzweifelt
kämpfendes Opfer seiner Partei und seiner selbst.

Die Autoren der Studie, Wolfgang Storz und Hans-Jürgen Arlt,
bescheinigen BILD und BamS eine Wahlkampfberichterstattung der
"gespaltenen Zunge". Einerseits böten sich beide Blätter führenden
Politikern vor allem der Regierungsparteien und der SPD als Plattform
an, auf der sie in Verlautbarungs-Interviews PR-Texte veröffentlichen




könnten. Andererseits reserviere besonders BILD wichtige politische
Themen für sich selbst, um die Rolle des Volkstribuns einnehmen zu
können, der gesellschaftliche Missstände aufgreife, zum Beispiel
Altersarmut, Hartz-IV, die desolate öffentliche Infrastruktur. Da
BILD Parteien und Politiker sehr oft mit irrelevanten und abseitigen
Themen in Verbindung bringe, sich selbst jedoch mit gesellschaftlich
bedeutenden Themen identifiziere, entstehe auf Dauer das Bild einer
Politik, die sich in der Hauptsache um Banales und Nebensächliches
kümmere und von BILD erst einmal ermahnt werden müsse, sich den
eigentlichen Problemen des Volkes zuzuwenden.

Politikberichterstattung à la Tchibo

Als beachtenswert bezeichnen die beiden Medienforscher das
Missverhältnis zwischen der Mini-Politikberichterstattung der beiden
Boulevardblätter und der Maxi-Bedeutung, die sie sich selbst
zuschreiben und die ihr von Teilen des politisch-medialen Sektors
zuerkannt würden. Mit optimalen personellen und finanziellen
Ressourcen produziere BILD ein Minimum an inhaltlichem Output mit
einem Maximum an publizistisch-politischer Aufmerksamkeit. Politik
werde in BILD und BamS nach dem Tchibo-Prinzip präsentiert - als
Sonderangebot neben dem Hauptgeschäft. Dem Publikum, das sich seine
tägliche Unterhaltung in Sachen Sport, Prominenz, Sensation und Sex
abhole, würden jeweils nur wenige, sorgfältig ausgewählte und
hergerichtete Politik-Schnäppchen mitserviert. Wie der Kaffeeröster
ein bestimmtes Fahrrad, so hätten die Boulevardblätter ein bestimmtes
Politikthema im Angebot. "Wer BILD im Wahlkampf als Leitmedium wahr-
und ernstnimmt, wird auch Tchibo als führendes Modehaus und gutes
Fahrradfachgeschäft anerkennen müssen", schreiben die Autoren in
ihrer Studie.

Die jetzt vorgelegte Zwischenbilanz der beiden Medienforscher
Wolfgang Storz und Hans-Jürgen Arlt umfasst den dreimonatigen
Untersuchungszeitraum 15. Juni bis 8. September 2013. Sie basiert auf
der quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse von 416 Beiträgen
in BILD und BamS. Der Abschlussbericht über die
Wahlkampfberichterstattung der beiden Boulevardblätter erscheint Ende
des Jahres als Arbeitsheft der Otto Brenner Stiftung.

Die Zwischenbilanz zum Downloaden: http://ow.ly/oNTSF

Von den Autoren sind bereits zwei BILD-Studien bei der OBS
erschienen:

Drucksache "Bild" - Eine Marke und ihre Mägde
Die "Bild"-Darstellung der Griechenland- und Eurokrise 2010
(http://ow.ly/oNVLS)

"Bild" und Wulff - Ziemlich beste Partner
Fallstudie über eine einseitig aufgelöste Geschäftsbeziehung
(http://ow.ly/oNVDl)

siehe auch: http://www.bild-studie.de



Pressekontakt:
Kontakt zur Stiftung:
Jupp Legrand
- Geschäftsführung -
Te.: 069/66932810
www.otto-brenner-stiftung.de
info(at)otto-brenner-stiftung.de

Ansprechpartner für Interviews:
Wolfgang Storz
Tel.: 069/66371740
Mobil: 0172 3146468
mail(at)wolfgangstorz.de


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Datum: 13.09.2013 - 08:30 Uhr
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