(ots) - Am Freitag, dem 4. Oktober 2013, werden taubblinde
Menschen in Berlin gegen ihre unhaltbare Situation und für die
Anerkennung ihrer Behinderung demonstrieren. Die Demonstration ist
die erste ihrer Art weltweit. Sie startet um 12 Uhr am Platz der
Republik (vor dem Bundestag) und führt am Bundesrat vorbei zum
Potsdamer Platz. Die Demonstranten, die weder hören noch sehen
können, ziehen an symbolische Eisenkugeln gekettet durch die Straßen
- ein Bild dafür, dass Taubblindheit wie Isolationshaft wirkt, wenn
die nötige Unterstützung fehlt. Am Potsdamer Platz geben taubblinde
Menschen ab 14 Uhr Auskunft über ihre Lebenssituation und ihren
Hilfebedarf. Bei dem Austausch werden sie von qualifizierten
Assistenten unterstützt.
Wenn Taubblindheit in der deutschen Gesetzgebung vorkommt, wird
sie definiert als die Summe von Blindheit und Gehörlosigkeit - aber
das wird dieser Behinderung nicht gerecht. Wer nicht hören kann, ist
extrem auf den Sehsinn angewiesen, als Blinder nutzt man sein Gehör
sehr intensiv. Taubblinde Menschen müssen auf beide Hauptsinne
verzichten, können also viel weniger ausgleichen als jemand mit "nur"
einer Behinderung. Ohne Assistenz ist beispielsweise die Ausübung des
Wahlrechts nicht möglich, aber auch der tägliche Einkauf oder ein
Arztbesuch werden zu unlösbaren Problemen.
Nach Schätzungen des Gemeinsamen Fachausschusses
"Hörsehbehindert/Taubblind" (GFTB) im Deutschen Blinden- und
Sehbehindertenverband gibt es bundesweit 2.500 bis 6.000 taubblinde
Menschen, die nicht angemessen mit Hilfsmitteln und
Assistenzleistungen versorgt werden. Im Jahr 2007 hat der GFTB
deshalb erstmals gefordert, dass die Betroffenen ein spezielles
Merkzeichen "Tbl" im Schwerbehindertenausweis erhalten. Solche
Merkzeichen dienen dem Nachweis, dass man das Recht auf bestimmte
Nachteilsausgleiche oder Sozialleistungen hat. Bei öffentlichen
Stellen, Unternehmen und Ärzten ist Taubblindheit so gut wie
unbekannt. Mit einem Merkzeichen könnten die Betroffenen belegen,
dass sie spezielle Hilfsmittel, Assistenz sowie Dolmetsch- und
Rehabilitations-Angebote brauchen.
Nachdem es auch in dieser Legislaturperiode nicht gelang, ein
eigenes Merkzeichen für Taubblindheit im Schwerbehindertenausweis
einzuführen, wollen die Betroffenen öffentlich auf ihre extrem
schwierige Lebenssituation aufmerksam machen.
Die Veranstalter der Demo sind:
- die Bundesarbeitsgemeinschaft der Taubblinden (BAT)
- der Verein Leben mit Ushersyndrom (LMU)
- der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV)
- die Stiftung Taubblind Leben
Weitere Infos unter www.taubblind.dbsv.org
Rund um die Themen Sehen, Blindheit und Sehbehinderung findet vom
8. bis 15. Oktober die Woche des Sehens statt - Infos unter
www.woche-des-sehens.de
Pressekontakt:
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
Volker Lenk
Pressesprecher
Tel.: (030) 28 53 87-140
Fax: (030) 28 53 87-200
E-Mail: v.lenk(at)dbsv.org