(ots) - Sie wussten es
Rund 173 000 Euro waren der Fluorwasserstoff, das Natriumfluorid
und das Ammoniumhydrogenfluorid aus Deutschland wert. Diese Stoffe
haben möglicherweise zum qualvollen Tod von mehr als 1000 Menschen im
syrischen Bürgerkrieg beigetragen. 1000 Tote auf der einen, 173 000
Euro Umsatz auf der anderen Seite, eine furchtbare Rechnung. Falls
sie denn stimmt. Bewiesen ist nichts. Und dennoch: Allein die
Möglichkeit, dass deutsche Unternehmen einen Massenmörder wie Baschar
al-Assad dazu befähigen, ein Gas zum Töten von Menschen zu
produzieren, wirft erneut schwerwiegende Zweifel an der deutschen
Rüstungsexportpolitik auf.
Die Welt hat nicht vergessen, dass es deutsche Truppen waren, die
im Ersten Weltkrieg zum ersten Mal den chemischen Kampfstoff Chlorgas
einsetzten. Sie hat auch nicht vergessen, dass im Konzentrationslager
Auschwitz mindestens 900 000 Menschen in den Dämpfen des giftigen
Zyklon B umkamen, eines Gases, hergestellt mit Beteiligung der
damaligen Firmen Degussa und I. G. Farben.
Der Export sogenannter Dual-Use-Güter, also von Produkten, die
sowohl zivil als auch militärisch verwendet werden können, ist ein
heikles Geschäft. Hierbei alle Eventualitäten zu berücksichtigen ist
äußerst schwierig. Doch Assad war zum Zeitpunkt der Lieferung kein
unbeschriebenes Blatt. Die deutschen Entscheidungsträger wussten,
dass er dabei war, eines der größten C-Waffen-Arsenale der Welt
anzulegen.
Christian Schaudwet
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