(ots) - Vor allem barmherzig
Seit seinem Amtsantritt hat Papst Franziskus schon mehrfach
positiv überrascht, in Stilfragen wie im Ton. Die aufsehenerregenden
Äußerungen in seinem jüngsten Interview übertreffen noch einmal die
bisherigen Aussagen. Damit hat der Argentinier erneut viel Staub
weggepustet.
Der Papst fördert ein Klima in der Kirche, das sich von dem seines
Vorgängers Benedikt radikal unterscheidet. Denn der Schlüsselbegriff
für Franziskus lautet Barmherzigkeit. Für das Kirchenoberhaupt zählen
die Liebe Gottes und die Barmherzigkeit weit mehr als die katholische
Lehre, ohne dass diese damit gleich- oder gar ungültig geworden wäre.
Erst der Glaube, dann die Moral: So lässt sich diese Haltung auf den
Punkt bringen.
Geändert hat sich damit die Gewichtung. Erneut zeigt sich der
Papst als ganz großer Kommunikator. Worauf er abzielt, ist eine
offene und menschenfreundliche Kirche, die niemanden ausgegrenzt,
Schwule und Lesben nicht und Frauen nach einer Abtreibung auch nicht.
Eine Beliebigkeit der Werte ist damit jedoch keineswegs verbunden.
Behutsam leitet der Papst eine beeindruckende Reform ein, die hoffen
lässt, auch im Hinblick auf die römische Kurie und die Rolle der Frau
in der Kirche. Doch wer Franziskus in Schubladen wie liberal oder
konservativ einordnen will, läuft fehl. Diese starren Kategorien
werden ihm nicht gerecht.
Christof Haverkamp
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