(ots) - Der Publizist Roger Willemsen hat den Medien eine
"Entpolitisierung" des Bundestagswahlkampfes vorgeworfen. "Die Medien
haben zum Teil eine Boulevardisierung der Politik vorangetrieben",
kritisierte Willemsen am Montagabend in der SWR-Talkshow "2+Leif". So
sei die Deutschlandkette von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im
TV-Duell für wichtiger befunden worden als vieles andere. Zudem
hätten Spitzenpolitiker in Fernsehshows "jede Verlächerlichung
durchmachen" müssen, etwa Buchstabensuppen entschlüsseln oder stille
Post spielen. "Ich glaube, wenn irgendjemand das Recht gehabt hat,
wahlmüde zu sein, dann waren das die Politiker", resümierte
Willemsen.Der Versuch, Politiker als persönliche Individuen und
Privatmenschen darzustellen, möge zwar "gut bekömmlich für die Quote"
sein, sei aber "letzendlich entpolitisierend". "Politik ist im Kern,
für den, der sich nicht interessiert, ohne Showwert. Das kann die
größte Debatte des Bundestages nicht kaschieren."
Wörliches Zitat:
"Die Medien sind an der Entpolitisierung dieses Wahlkampfes
insofern beteiligt als sie zum Teil eine Boulevardisierung der
Politik vorangetrieben haben, die wir früher schon kannten. Die
Deutschlandkette von Angela Merkel ist wichtiger befunden als vieles
andere. Ein Sturz ins Wasser von Jürgen Trittin. Was bleibt einem
alles an bunten Nachrichten aus diesem Wahlkampf. Dazu kommt, dass
die Medien immer auf der einen Seite immer sagen. Wo sind die
Genschers, wo sind die Wehners und Schmidts, die großen knochigen
alten Herren? In denselben Sendungen müssen die Politiker
Hüppekästchen spielen, Buchstabensuppen entschlüsseln, stille Post
machen und jede Verlächerlichung durchmachen. Die als muntere
Aufmachung des Wahlkampfes gesehen wird. Oder die persönliche Seite
zu zeigen.
Nicht zur Veröffentlichung:
Die Nachricht wurde vorab, nach Aufzeichnung der Sendung
verbreitet. "2+Leif" wird am Montagabend um 23.15 Uhr im
SWR-Fernsehen ausgestrahlt
Peter Bergmann
2+Leif
Südwestrundfunk
www.2plusleif.de