(ots) - Das Sicherheitsniveau von Nutzfahrzeugen und Bussen
in Deutschland ist hoch. Dafür sorgt das System der unabhängigen und
neutralen Hauptuntersuchung (HU). Dabei stellen die Experten große
Unterschiede bei der Mängelhäufigkeit zwischen den einzelnen
Gewichtsklassen sowie zwischen Nutzfahrzeugen und Bussen fest.
Besonders mängelanfällig sind demnach leichte Nutzfahrzeuge und
Transporter bis 7,5 Tonnen. Trotz wesentlich höherer Laufleistungen
werden bei den schweren Lkw weniger Sicherheitsmängel festgestellt.
Am besten schneiden Reise- und Linienbusse ab. Dies ist das Ergebnis
der TÃœV Nutzfahrzeug- und Busreporte, die heute in Berlin vorgestellt
wurden.
Nutzfahrzeuge: je besser die Wartung desto weniger Mängel bei der
HU
Insbesondere Transporter bis 7,5 Tonnen fallen bei der
Hauptuntersuchung (HU) durch hohe Mängelquoten auf. Nach zwei Jahren
bestehen 14,2 Prozent der Fahrzeuge die HU nicht im ersten Anlauf,
nach fünf Jahren sind es 24,6 Prozent. Etwas besser sieht es bei den
Kleintransportern bis 3,5 Tonnen aus. Hier stellten die TÃœV-Experten
an 10,8 Prozent der Fahrzeuge nach zwei Jahren erhebliche Mängel
fest. Nach fünf Jahren müssen bereits 20,7 Prozent dieser Minivans
zuerst in die Werkstatt, bevor sie die HU-Plakette erhalten.
Eine Ursache der hohen Mängelquoten bei leichteren Nutzfahrzeugen
ist mangelnde Wartung. "Rund 40 Prozent der zehnjährigen Transporter
zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen bestehen wegen erheblicher Mängel die HU
nicht", erläutert Dr. Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes
Präsidiumsmitglied des VdTÜV. "Berücksichtigt man die hohen
Geschwindigkeiten, die ein Transporter erreichen kann, sind hier
besonders die hohen Mängelquoten an Beleuchtung und Bremsen ein
Sicherheitsrisiko."
Verglichen mit den Transportern sind Lkw über 7,5 Tonnen in einem
besseren Zustand. An Fahrzeugen zwischen 7,5 und 18 Tonnen stellen
die TÃœV-Experten nach zwei Jahren in 10,6 Prozent der
Hauptuntersuchungen erhebliche Mängel fest, nach fünf Jahren sind es
18,0 Prozent. Lkw über 18 Tonnen weisen nach einem Jahr 11,8 Prozent
erhebliche Mängel auf, nach fünf Jahren 19,5 Prozent. "Obwohl diese
schweren Nutzfahrzeuge nach fünf Jahren eine viermal höhere
Laufleistung haben als die Transporter, ist ihre Mängelquote
wesentlich geringer", stellt Dr. Brüggemann fest. "Im Fernverkehr
müssen Nutzfahrzeuge zuverlässig verfügbar sein, weshalb sie meist
präventiv gewartet werden."
Über die Hälfte der Busse bei der HU mängelfrei
Reise- und Linienbusse gehören statistisch betrachtet zu den
sichersten Verkehrsmitteln. Das hohe Sicherheitsniveau schlägt sich
auch auf die Ergebnisse bei der Hauptuntersuchung nieder: So war über
die Hälfte (57,7 Prozent) aller geprüften Busse mängelfrei. Nach zwei
Jahren mussten an 8,2 Prozent der geprüften Reise- und Linienbusse
erhebliche Mängel beseitigt werden, bevor eine Plakette erteilt
werden konnte. Nach fünf Jahren waren es 12,7 Prozent. Allerdings
haben die älteren Busse höhere Mängelquoten. So fallen 17,3 Prozent
der zehnjährigen Busse durch die HU, bei den Zwanzigjährigen ist es
mit 29,0 Prozent fast ein Drittel. Betrachtet man alle geprüften
Busse, so hatten 16,4 Prozent erhebliche Mängel, geringe Mängel
wiesen 25,7 Prozent auf. Erfreulich ist, dass die Quote der Busse,
die als verkehrsunsicher stillgelegt werden müssen, mit 0,1 Prozent
äußerst gering ist. "Da Busse in Deutschland jährlich 5,5 Milliarden
Passagiere befördern, muss die Sicherheit an erster Stelle stehen",
so Dr. Brüggemann, "jeder Bus, der mit technischen Mängeln am
Straßenverkehr teilnimmt, ist einer zu viel".
Schwachpunkt Beleuchtung
Besonders häufig stellen die TÜV-Experten bei der
Hauptuntersuchung Mängel an der Beleuchtung fest. So fällt über ein
Viertel (27,9 Prozent) der fünf Jahre alten Transporter bis 7,5
Tonnen mit Beleuchtungsmängeln auf. Bei zehn Jahre alten Transportern
steigt diese Quote auf bis zu 40 Prozent an. Auch bei Reise- und
Linienbussen ist das ein kritisches Thema: Insgesamt sind fast 20
Prozent von Beleuchtungsmängeln betroffen. "Die Abfahrtkontrolle ist
gesetzlich vorgeschrieben, findet aber anscheinend nicht ausreichend
statt", erläutert Dr. Brüggemann. "Beleuchtungsmängel können hier
sofort festgestellt und meistens auch beseitigt werden." Vor allem
bei Bussen spielt die Abfahrtskontrolle eine große Rolle für die
Sicherheit der Fahrgäste, weil dadurch auch Mängel an den
Sicherheitseinrichtungen für die Fahrgäste erkannt werden können.
Mängel an den Bremsanlagen, am Antriebsstrang sowie an Karosserie
und Fahrwerk weisen bei den jüngeren Nutzfahrzeugen nur geringe
Quoten auf. Erst mit zunehmendem Alter kommen die Probleme: So können
bei Transportern bis 7,5 Tonnen nach zehn Jahren bereits an über 40
Prozent Mängel an der Bremsanlage festgestellt werden. "Angesichts
der hohen Geschwindigkeiten, mit denen Transporter gefahren werden,
ist das Besorgnis erregend", so Dr. Brüggemann. Bei Bussen ergibt
sich ein ähnliches Bild: Hier nehmen etwa ab dem zehnten Jahr
Korrosionsprobleme zu, nach 20 Jahren fallen 17,1 Prozent durch Rost
auf. Sicherheitstechnisch bedenklich ist, dass 8,3 Prozent der
zwanzigjährigen Busse Probleme mit der Bremswirkung haben.
Hohe Prüfdichte bei Bussen und schweren Lkw
Die Mängelstatistiken für Nutzfahrzeuge und Busse belegen die
Bedeutung der Hauptuntersuchung durch unabhängige und neutrale
Prüforganisationen. "Die Verantwortung für die Sicherheit liegt beim
Halter, dennoch treten an diesen Fahrzeugen Mängel auf, die Fahrgäste
und Verkehrsteilnehmer gefährden können", erläutert Dr. Brüggemann.
Geprüft werden im Rahmen der HU Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen erstmals
nach 24 Monaten und danach im zweijährigen Rhythmus. Nutzfahrzeuge
über 3,5 Tonnen müssen erstmalig nach 12 Monaten zur HU und danach
jährlich. Zusätzlich zur jährlichen HU schreibt der Gesetzgeber allen
älteren Fahrzeugen ab 7,5 Tonnen sechs Monate nach jeder HU eine
zusätzliche Sicherheitsprüfung vor, die nur einen Teil der
HU-Prüfpunkte umfasst. Die höchste Prüfdichte haben Reise- und
Linienbusse: Neben der jährlichen HU müssen sie bereits nach dem
dritten Jahr alle drei Monate zu einer Sicherheitsprüfung.
Auch in die Fahrerqualifikation investieren
Fuhrparkbetreiber und Busunternehmen sollten aber nicht nur in die
technische Sicherheit ihrer Fahrzeuge investieren. "Entscheidend sind
auch ein funktionierendes Qualitätsmanagement in den Unternehmen und
eine optimale Qualifikation der Fahrer", erläutert Dr. Brüggemann.
"So ist es gerade bei längeren Strecken absolut sicherheitsrelevant,
ob die jeweiligen gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten eingehalten
werden."
Der TÃœV Report Nutzfahrzeuge und der TÃœV Bus-Report werden vom
VdTÃœV herausgegeben und erscheinen am 26.09.2013 im Verlag Heinrich
Vogel (München).
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