(ots) - Studie des BearingPoint Institute: Nur die
wirklich innovativen und kundenorientierten Banken werden zukünftig
Erfolg haben
Die europäische Bankenlandschaft befindet sich seit einiger Zeit
in einem Spannungsfeld hochkomplexer und weiter wachsender Regularien
- immer im Schatten der schwierigen letzten Jahre. Mit Blick auf
stetig neue Anforderungen und Restriktionen stellt sich die Frage,
wie sich die Finanzbranche diesen Herausforderungen stellen und den
Verfall ihrer Eigenkapitalwerte stoppen kann. Vor diesem Hintergrund
hat das BearingPoint Institute eine Studie über alternative
Wachstumsmöglichkeiten im Bankensektor veröffentlicht.
Die vorliegende Studie liefert einen Eindruck darüber, wie sich
die Bankenlandschaft über die letzten Jahre hinweg auf ein inferiores
Risiko-/Rendite-Niveau zubewegt hat. Dafür wurden rückblickend die
Ergebnisse der vergangenen sieben Jahre von 92 in Europa ansässigen
Banken beleuchtet. Diese machen zusammen 84 Prozent der
konsolidierten Bilanzsumme der europäischen Bankenlandschaft aus. Das
Ergebnis ist eindeutig: Wegen schrumpfender Margen und steigender
Eigenkapitalanforderungen ist eine gesteigerte Kosten-Effizienz das
erste Mittel, um überhaupt noch angemessene Eigenkapitalrenditen zu
erwirtschaften. Mit Blick auf eine nachhaltige Perspektive in einem
immer dynamischeren Umfeld hingegen ist ein offensiverer Umgang mit
Innovation und Wertschöpfung notwendig.
Auf der Standspur gefahren
Robert Bosch, Partner bei BearingPoint und Autor der Studie,
kommentiert: "Es ist unwahrscheinlich, dass die Banken jemals wieder
Ergebnisse wie vor der weltweiten Finanzkrise erzielen werden. Hier
handelt es sich um wesentlich mehr als eine vorübergehende
Schwächephase oder einen schlechten Wirtschaftszyklus, von dem sich
die Banken mit ein wenig Geduld wieder erholen können. Vielmehr sind
wir Zeugen einer kompletten Verwerfung der Bankenlandschaft.
Kosteneffizienz kann das Geschäft nicht auf Dauer befeuern. Um auf
das strukturelle Profitabilitätsdefizit zu antworten, müssen die
Banken neue Wege beschreiten, indem sie durch Innovation einen echten
Kundenmehrwert schaffen. Während andere Industriezweige sich ständig
selbst neu erfunden haben, ist der Bankensektor, was Innovationen
betrifft, auf der Standspur gefahren."
Laut Studie wird der regulatorische Druck Innovation in einem
gewissen Maße fördern. Der ausschließliche Fokus auf zunehmend knappe
Margen ist hingegen nicht erfolgsversprechend. Das Ausmaß des
jüngsten Abschwungs im europäischen Bankensektor ist enorm: sieben
Milliarden Euro Gerichtsklagen, 120.000 verlorene Arbeitsplätze und
negative Bilanzsummen sprechen eine deutliche Sprache. Für Banken
besteht die große Herausforderung deshalb darin, aus dieser Spirale
auszubrechen - gleichzeitig birgt dies neue Möglichkeiten und
Chancen.
Etablierung eines Wachstumspfades - Innovation ist der Schlüssel
Die Konsolidierung von Niederlassungen und Diversifikation sind
sinnvolle Maßnahmen, wenn es darum geht, die Situation zu
stabilisieren. Aber sie bieten keine Wachstumsmöglichkeiten. Die
Bankenindustrie in Europa muss vielmehr von einem defensiven Modus
auf einen offensiven Geschäftsentwicklungsfokus umschalten. Auch
dann, wenn der fortschreitende Entschuldungs- und Schrumpfungsprozess
die Grundfesten des Geschäfts bedroht. Um langfristig profitabel zu
sein, müssen Bankunternehmen neue, innovative und hochwertige
Produkte entwickeln, die höhere Margen und insofern bessere
Wachstumsmöglichkeiten bieten.
"Um in Zukunft wirklich erfolgreich zu sein, müssen Banken die
Basis und Struktur ihrer Geschäfte generalüberholen und eine
standardisierte Plattform für eine schnelle Produktentwicklung
schaffen. Nur so können sie das Geschäftswachstum erzielen, das aus
der Bereitstellung von innovativen Produkten mit hohem Kundennutzen
entsteht", betont Robert Bosch.
Zusätzlich verweist die Studie auf die unterschiedliche
Ausgangslage in den einzelnen europäischen Ländern:
Deutschland
Das deutsche Bankensystem mit seinem Drei-Säulen-Modell aus
Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist vielfältig.
Während die Finanzhäuser während der Finanzkrise generell nicht
rentabel waren, profitieren sie nun von einer relativ stabilen
Wirtschaft. Herausforderungen gibt es in Form von hohen
Betriebsausgaben bei allen Bankmodellen, wobei eine Verbesserung in
der Niederlassungs- und Mitarbeiter-Auslastung hier Abhilfe schaffen
könnte.
Skandinavien
In der skandinavischen Bankenlandschaft vertrauen die
Einrichtungen auf ein altmodisches an Einzelhandel und Kaufmann
orientiertes Banken-Modell, was sich als zweischneidiges Schwert
entpuppen könnte. Während diese Banken wegen ihrer gesunden
Wirtschaft und niedrigem Niveau an Not leidenden Krediten profitabel
geblieben sind, könnte ihre Abhängigkeit von den heimischen Märkten
dazu führen, dass sie in den Wachstumsländern den Anschluss
verpassen.
Frankreich
Der französische Bankensektor wird dominiert von den großen Vier:
BNP Paribas, Société Générale, Crédit Agricole and BPCE. Insgesamt
waren die französischen Häuser weniger risikoscheu im Vergleich zu
anderen europäischen Finanzinstituten und es gibt noch ein großes
Potenzial bei der Konsolidierung und Rationalisierung von
Niederlassungen sowie Mitarbeiterzahlen. Als Problem könnte sich
erweisen, dass die Risikobereitschaft der Banken in einem ungünstigen
Verhältnis zu den erwirtschafteten Ergebnissen steht, wobei sich die
strukturelle Leistungsschwäche in einem vergleichsweise niedrigen
Kurs-Gewinn-Verhältnis widerspiegelt.
Großbritannien und Irland
Großbritannien verfügt über eine große, weltweit aktive und
diversifizierte Bankenlandschaft, die wesentliche Verbesserungen bei
Niederlassungs- und Mitarbeiterkonsolidierung erzielt hat. Die
globale Reichweite ihrer Geschäftsanteile hat sich auch während der
Finanzkrise ausgezahlt. Dennoch sind die Banken noch nicht aus der
Gefahrenzone: das Kreditrisiko ist im Zusammenhang mit überfälligen
Forderungen unverhältnismäßig im Vergleich zur erzielten
Nettozinsspanne, der englischen und irischen Banken. Speziell in
Irland hat man ein hohes Risiko im heimischen Kreditgeschäft auf sich
genommen.
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Der Autor:
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Ãœber das BearingPoint Institute
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wird von einem international besetzten Gremium aus BearingPoint
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