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Ihre Kürzel lauten UFO, GDL oder GDF. Sie sind klein, gehen aber
keinem Tarifstreit aus dem Weg und können ganze Wirtschaftsbranchen
lahmlegen. Die Rede ist von Spartengewerkschaften wie der der
Flugbegleiter, Lokomotivführer oder Fluglotsen. Wie es um die
Konfliktbereitschaft dieser und anderer Gewerkschaften bestellt ist,
hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer soeben
vorgelegten Studie systematisch untersucht. Ausgewertet wurden dazu
mehr als 120 Tarifkonflikte, die nach einem Raster von sieben
Eskalationsstufen eingeordnet wurden. Diese reichen von der
Streikdrohung, über Warnstreik und Urabstimmung bis hin zum
Arbeitskampf. Dabei zeigt sich, dass die kleinen
Spartengewerkschaften mit Ausnahme der Vereinigung Cockpit auffallend
konfliktfreudig sind. Ãœberdurchschnittlich oft kommt es dort zu
Warnstreiks oder einem Scheitern der Verhandlungen. Selbst
streikerfahrene Branchengewerkschaften wie die IG Metall oder die
Gewerkschaften im öffentlichen Dienst präsentieren sich
friedfertiger. Besonderer Zündstoff bei Tarifverhandlungen entsteht
der Studie zufolge, wenn ein Unternehmen in seiner Branche mit gleich
mehreren rivalisierenden Gewerkschaften verhandeln muss, wie z.B. bei
Schienenverkehr oder Flugsicherung der Fall. Es stolpert dann nicht
selten von einer Tarifauseinandersetzung in die nächste, sodass die
tarifliche Friedenspflicht eines einzelnen Tarifvertrags entwertet
wird. In Branchen ohne Gewerkschaftswettbewerb liegt die
Konfliktintensität dagegen deutlich niedriger. Als Paradebeispiel
nennt die Studie die chemische Industrie. Die IW-Forscher plädieren
dafür, dass der Gesetzgeber den Grundsatz der Tarifeinheit
wiederherstellt, um Konflikte einzudämmen. Dabei gilt die Formel:
eine Branche, eine Gewerkschaft. Hagen Lesch: Die Konfliktintensität
von Tarifverhandlungen, in: IW-Trends 3/2013
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Ansprechpartner im IW: Dr. Hagen Lesch, Telefon: 0221 4981 - 778