(ots) - Aus dem arabischen Frühling ist - nicht nur vom
Kalender her - ein arabischer Winter geworden.
Im Jemen wird ein deutscher Polizist erschossen. In Libyen ist der
Versuch einer halbwegs funktionierenden Demokratisierung nach Gaddafi
eine ungemein schwierige Aufgabe und es ist noch längst nicht klar,
ob das Experiment gelingt. In Syrien werden zwar Chemiewaffen
zerstört, gleichzeitig aber geht der mörderische Bürgerkrieg
unvermindert weiter, Ende nicht in Sicht.
Das wichtigste Land in der ganzen Region aber ist Ägypten. Frieden
im Nahen Osten war und ist ohne die Teilhabe Ägyptens nicht möglich.
Darum ist die Entwicklung, die das Land in den letzten Monaten
genommen hat, so dramatisch. Für das Land selbst und für alle anderen
Staaten im Umfeld ebenso.
Ägypten ist tief gespalten. An dieser Entwicklung der letzten
Monate tragen die Muslimbrüder sicher eine Mitschuld. Die - gewählte
- Regierung Mursi hatte sich binnen kurzer Zeit ins
gesamtgesellschaftliche Abseits manövriert. Millionen-Proteste waren
die Folge. Aber an der aktuellen Spaltung tragen auch die Militärs
ein gerüttelt Maß Mitschuld. Mit der umstandslosen Festsetzung Mursis
am 3. Juli hatte ja das demokratische Experiment in Ägypten ein
vorschnelles Ende genommen. Die jetzige Ãœbergangsregierung ist nicht
durch Wahlen legitimiert. Sowohl eine Demokratisierung als auch eine
Befriedung des Landes ist nach dem Verbot der Muslim-Brüder nicht
möglich. Und so taumelt das Land in einen arabischen Winter, der
Schlimmstes befürchten lässt.
Pressekontakt:
Oldenburgische Volkszeitung
Andreas Kathe
Telefon: 04441/9560-342
a.kathe(at)ov-online.de