(ots) - Verfolgte Journalisten aus Ländern wie Afghanistan
oder dem Iran, Somalia oder Syrien wollen oft auch nach einer Flucht
ins Ausland ihre Arbeit fortsetzen. Viele von ihnen bitten Reporter
ohne Grenzen, sie dabei zu unterstützen. Um diesem Wunsch besser
entsprechen zu können, hat Reporter ohne Grenzen (ROG) nun ein
Mentorenprogramm gestartet. Die Idee dabei: Erfahrene Journalisten
aus Deutschland stehen ihren im Exil lebenden Kollegen mit Rat und
Tat zur Seite, motivieren sie und helfen ihnen, Wege zur Fortsetzung
ihrer journalistischen Arbeit oder neue berufliche Perspektiven zu
entwickeln.
Mit einem Kennenlernen der ersten beiden Mentoring-Paare in der
ROG-Geschäftsstelle in Berlin ist das Programm an diesem
Dienstagabend (15. Oktober) gestartet. Zunächst ein Jahr lang sollen
Mentoren und Mentees regelmäßig in Kontakt bleiben. Das
ROG-Nothilfereferat übernimmt dabei die Koordination. Bei einem
erfolgreichen Verlauf soll das Programm künftig auf weitere
Teilnehmer ausgeweitet werden.
"Hilfe bei der beruflichen Reintegration für Journalisten, die
dauerhaft im Exil leben müssen, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit
für verfolgte Medienschaffende", sagte ROG-Geschäftsführer Christian
Mihr. "Mit dem Mentorenprogramm wollen wir einen Beitrag dazu
leisten, dass die Fähigkeiten und Erfahrungen dieser engagierten
Menschen, die für ihre Arbeit große Risiken in Kauf genommen haben,
nach der Flucht aus der Heimat nicht brachliegen."
Die Idee zu dem Programm ist aus der Erfahrung entstanden, dass es
im Exil lebende Journalisten als ermutigend erleben, wenn sie in
ihrem Gastland publizieren und praktische journalistische Erfahrungen
sammeln können. Dies berichten etwa die Mitglieder der Arbeitsgruppe
"Journalisten im Exil", deren Mitglieder mit Unterstützung von ROG
bisher drei eigene Newsletter (http://bit.ly/1bxIK9J) veröffentlicht
haben und seit einigen Monaten den Blog Journalists in Exile
(http://journalistsinexile.com) betreiben.
Eine regelmäßige individuelle Betreuung der Journalisten
übersteigt allerdings die Kapazität des Nothilfereferats. Deshalb hat
ROG in einem ersten Schritt Berliner Mitglieder aufgerufen, sich als
Mentoren zur Verfügung zu stellen. Zusammen mit Mitgliedern der
Arbeitsgruppe "Journalisten im Exil" wurden so die Mentoring-Paare
für den ersten Durchgang des Programms gebildet.
Zielgruppe des Programms sind vor allem Medienschaffende, die
schon als Flüchtlinge anerkannt sind und nun über einen Neustart
ihrer journalistischen Laufbahn nachdenken: MORTAZA RAHIMI, geboren
1991 in Kabul, hat in seiner Heimat Afghanistan als Reporter für
mehrere Zeitungen und Webseiten gearbeitet und erhielt wegen seiner
Berichte Drohungen der Taliban. SOHEIL ASEFI arbeitete bis zu seiner
Verhaftung zehn Jahre lang für große Medienhäuser im Iran. Nachdem er
auf Kaution freikam, durfte er weder schreiben noch sein Studium
fortsetzen und entschloss sich deshalb, seine Heimat zu verlassen.
Journalisten wie sie benötigen Begleitung und Motivation bei ihrem
oftmals nur noch ehrenamtlichen journalistischen Engagement - und
manchmal Hilfe dabei, Wege jenseits des Journalismus zu suchen, die
in der Aufnahme einer Ausbildung, eines Studiums oder einer Arbeit
münden.
Mittelfristig sollen die bundesweit an unterschiedlichen Orten
lebenden Exil-Journalisten auf diese Weise Ansprechpartner bekommen,
die sie beim Erreichen ihrer Ziele unterstützen und beraten können.
Mentoren könnten ihnen etwa helfen, dank ihrer bestehenden Kontakte
und beruflichen Netzwerke Praktika oder Volontariate zu finden oder
als freier Mitarbeiter deutscher Medien tätig zu werden.
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
presse(at)reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29