Der Mittelstand muss sich neu aufstellen. Die Herausforderungen heißen mehr Produktivität, Internationalisierung und Kostensenkung und dies im Zeichen von Industrie 4.0 und Big Data. Martina Fiddrich, Geschäftsbereichsleiterin Mittelstand und Partnership Solution Center, Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) von IBM Deutschland, steht Rede und Antwort.
(firmenpresse) - Wieso sollte sich der Mittelstand jetzt um das Thema Big Data kümmern?
Martina Fiddrich: Digitale Daten wachsen Jahr für Jahr. Informationen zu Kunden, Märkten oder Produkten stehen in unterschiedlicher Qualität und aus verschiedenen Quellen zur Verfügung. Sie auszuwerten, ist eine Herkulesaufgabe. Aber nur wer diese Daten für sich transparent machen kann, wird mit dem verborgenen Wissen neue Märkte und Kunden erreichen. Denn die Daten sind der Schlüssel für eine personalisierte Kundenbetreuung und Kunden erwarten heute weltweit, dass sie individuell beraten und bedient werden. Diese Herausforderung macht auch vor dem Mittelstand nicht halt.
Welchen Nutzen bringt Big Data dem Mittelstand?
Martina Fiddrich: Big Data verwirklicht das bewährte Prinzip des Tante-Emma-Ladens. „Tante Emma“ kannte jeden ihrer Kunden und wusste genau, was er für Vorlieben hatte. Sie konnte individuell auf ihre Kunden eingehen, genau das wollen heute auch Unternehmen mit Big Data erreichen und zwar nicht nur im B2C-Bereich, sondern auch im globalen B2B-Umfeld. Die Datenanalyse verbessert beispielsweise die Produktionsüberwachung und bindet hier auch Kundenverhalten und Marktzahlen ein. So kann ein Mittelständler frühzeitig auf veränderte Nachfragen reagieren. Auch das Energiemanagement eines Windparks lässt sich mit Big Data verbessern und die Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage des Stroms intelligent steuern.
Was kann Big Data, was bisher nicht möglich war?
Martina Fiddrich: Big Data ermöglicht mittelständischen Unternehmen, dass alle Abteilungen auf eine einheitliche Datenbasis zugreifen können. Der Austausch zwischen den Geschäftsbereichen wie Entwicklung, Produktion, Vertrieb oder Marketing ist nun in Echtzeit möglich und führt zu schnelleren Entscheidungsprozessen oder auch individualisierten Angeboten. Zudem bindet Big Data auch das Wissen ein, das von außen kommt – also von Partnern, Kunden oder dem Wettbewerb. Das verbessert Geschäftsprozesse, spart Energie und Ressourcen und senkt schließlich die Kosten.
Die Vorteile, die Sie hier nennen, hören sich auch nach den Versprechungen an, die von der Industrie 4.0 erwartet werden?
Martina Fiddrich: Richtig, ohne Big Data keine Industrie 4.0, denn hier geht es ja um die intelligente Fabrik, die digital gesteuert wird. Basis hierfür sind vernetzte Cyber-physische Systeme und das Internet der Dinge, das die Kommunikation von Maschine zu Maschine ermöglicht. Da heute im Mittelstand häufig noch Programme wie Excel die vorherrschenden Planungstools sind, wird schnell klar, dass Industrie 4.0 nur dann im Mittelstand zur Realität wird, wenn die Unternehmen die größer werdenden Datenmengen auch planerisch nutzen.
Welche Investitionen kommen da auf den Mittelstand zu?
Martina Fiddrich: Monetär hält sich das in Grenzen, denn die IT für Industrie 4.0 wird aus der Cloud kommen und neue bedarfsgesteuerte Modelle mit sich bringen – bezahlt wird nur nach Bedarf. Was aber der Mittelstand investieren muss, das ist der Wille zur Transformation. Ohne einen grundlegenden Willen zum Wandel wird dieser Schritt sehr schwer werden. Der Mittelstand sollte sich zuerst mit dem Thema auseinander setzen und sich darüber Gedanken machen, wie er das Thema angeht. Ich empfehle hier, mit kleinen Projekten zu starten, deren Erwartungshorizont klar abgesteckt ist. Wichtig ist, sich jetzt darum zu kümmern, denn aussparen lässt sich das Thema Big Data nicht, davon bin ich überzeugt – und Tag für Tag wächst die Datenflut weiter.
Christine Paulus
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IBM
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