(ots) - Unser Dorf zieht um - dreiteilige hier und
heute-Doku-Serie von Ulf Eberle und Katharina Gugel
Zwar hat der Stromversorger RWE aktuell den vorzeitigen Ausstieg
aus dem Braunkohletagebau Garzweiler II dementiert - trotzdem: Die
Gerüchte über ein vorzeitiges Aus halten sich hartnäckig, während
sich die Bagger erst einmal weiter durch das rheinische
Braunkohlerevier fressen.
Unaufhaltsam rücken sie auf das Dorf Manheim bei Kerpen zu. Dessen
Umsiedlung ist längst besiegelt, demnächst wird der ganze Ort im
Braunkohleloch des Tagebaus Hambach verschwinden. Nur wenige
Kilometer entfernt entsteht auf einem Acker eine komplett neue
Ansiedlung.
Manheim ist 1000 Jahre alt - und letztendlich berühmt geworden
durch Michael Schumacher und die schon legendäre Kartbahn. Doch
selbst die muss nun dem Braunkohleabbau weichen, ebenso wie die alte
Kirche, der Friedhof, der Lebensmittelladen oder das Vereinsheim.
In einer dreiteiligen Langzeit-Dokumentation zeigen die Autoren
Ulf Eberle und Katharina Gugel, welche Auswirkungen die Umsiedlung
auf die Dorfgemeinschaft hat. Zwei Jahre lang haben sie große und
kleine Dorf-Dramen erlebt: mitten im Karneval, wenn die fast
80-jährige Margarete Böhnen es ein letztes Mal als Tanzmariechen auf
die Bühne schaffen will oder beim Kartrennen mit keinem Geringeren
als Michael Schumacher an der Bande.
Folge 1: Aufbruchstimmung
(Sendedatum 16. November 2013, 18.20 Uhr)
Skeptisch blickt Margarete Böhnen über das Brachland. "Hier soll
ich mal wohnen? Kann ich mir nicht vorstellen", sagt die 79-Jährige.
Wie alle 1.600 Einwohner Manheims wird auch sie bald umziehen müssen.
Das alte Dorf verschwindet im Braunkohleabbau Hambach bei Kerpen, ein
neues Dorf soll wenige Kilometer weiter auf einem Acker erwachsen.
Die Doku "Unser Dorf zieht um" hat große und kleine Dramen während
dieser aufwühlenden Zeit zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet.
Marita und Kurt Zapp wollen endlich wissen, ob sie mit ihren alten
Nachbarn auch im neuen Ort weiter nebeneinander wohnen können.
Schlaflose Nächte hat Kurt Zapp deswegen. Er befürchtet, dass die
alte Dorfgemeinschaft auseinander gerissen wird. Die junge Familie
Jakobs dagegen freut sich auf den Neuanfang. Sie hofft, belastende
Erinnerungen hinter sich lassen zu können. Auf dem Friedhof des alten
Dorfes hat Claudia Jakobs ihr Kind beerdigt. Das wird, wie die
anderen Gräber auch, eines Tages umgebettet.
Vor dem großen Umzug will Margarete Böhnen noch einmal ganz groß
auftreten - zum letzten Mal mit der Gründungsgruppe der Manheimer
Tanzdamen, allesamt jenseits der siebzig. Seit bald 60 Jahren bringt
sie im Dorf den Karneval auf die Bühne. Doch ihr ehrgeiziges Vorhaben
droht zu scheitern, denn die Eine oder Andere fühlt sich nicht mehr
fit genug für den öffentlichen Auftritt. Wird Margarete Böhnen die
zweifelnden Damen doch noch motiviert kriegen?
Auch Claudia und Marco Jakobs haben sich etwas vorgenommen. Sie
kennen zwar schon ihr Baugrundstück, allerdings noch nicht die
künftige Nachbarin. Jetzt wollen sie sich bei ihr vorstellen. Ob die
Chemie stimmt?
Der erste Teil der drei Folgen von "Unser Dorf zieht um" beginnt
emotional und hürdenreich - Dorfgeschichten aus einem Ort im
Aufbruch.
Folge 2: Krisenstimmung
(Sendedatum 23. November 2013, 18.20 Uhr)
Architekt Hans-Herrmann Memmersheim hat ganz klare Vorstellungen
von seinem eigenen Traumhaus - im englischen Landhausstil und mit
viel Platz für die Oldtimer-Sammlung. Sein Heimatort Manheim bei
Kerpen muss dem Braunkohleabbau weichen. Auf einem Acker fünf
Kilometer entfernt entsteht ein neues Dorf. Auch die Memmersheims
werden dorthin umsiedeln, wie die meisten der 1600 Einwohner. Aber
Ehefrau Helga geht es nicht gut. Sie kämpft seit Jahren gegen
Lymphdrüsenkrebs und hat wieder eine Chemotherapie hinter sich. "Ich
möchte doch so gerne noch Oma werden und das neue Haus bauen", hat
sie sich vorgenommen. Ob ihre Gesundheit all das zulässt?
Zwei Jahre lang begleitet die Doku "Unser Dorf zieht um" die
Manheimer durch die aufregende Zeit des Neuanfangs. Im zweiten Teil
der Serie gibt es neben großen Dramen auch kleine: Margarete Böhnen,
seit bald 60 Jahren das Herz des Manheimer Karnevals, muss um ihren
letzten und deshalb ganz großen Auftritt bangen. Denn die betagten
Mittänzerinnen der Gründungstruppe von 1954 wollen oder können nicht
mehr so auf die Bühne. Und Ehemann Leo Böhnen möchte am liebsten auf
dem alten Wohnzimmersofa sitzen bleiben und nichts vom Karneval und
der nahenden Umsiedlung mitbekommen.
Nur die junge Familie Jakobs hat richtig Lust auf Neubauen und
Umziehen. Doch plötzlich gibt es Probleme. Der Stromkonzern RWE will
nur die Hälfte der Entschädigungen zahlen - das wäre das Aus fürs
eigene Fertighaus. Und die Zapps warten immer noch auf den erlösenden
Anruf, ob sie mit ihren alten Nachbarn zusammen wohnen können?
Im zweiten Teil der drei Folgen von "Unser Dorf zieht um" bangen
die Manheimer um schicksalhafte Entscheidungen.
Folge 3: Feierstimmung und Abschiedsschmerz
(Sendedatum 30. November 2013, 18.20 Uhr)
Nicht nur das Dorf Manheim, auch die berühmte Kartbahn muss bald
dem Braunkohletagebau Hambach weichen. Doch zuvor lässt sich schon
mal Michael Schumacher an dem Parcours blicken, der Startbahn für
seine Rennfahrerkarriere war. Ein waschechter Manheimer Jung, wie
sein Bruder Ralf - und auch Jugendfreund Leo Stein, der als einziger
Dorfbewohner aktiv die Kartfahrer-Tradition hoch hält und mit 48 noch
mal gegen die junge Konkurrenz antritt. Sein großes Vorbild
jedenfalls traut ihm einen Sieg zu.
"Das ist natürlich Mist" schimpfen die dienstältesten
Tanzmariechen im Ort. Seit Stunden warten sie bei der
Karnevalssitzung ungeduldig auf ihren Auftritt, dem allerletzten
ihres närrischen Lebens. Danach wollen sie sich nie wieder breit
schlagen lassen von Margarete Böhnen, ihrer knapp 80-jährigen,
temperamentvollen Vortänzerin. Doch die hat ihre alten Damen im Stich
gelassen, weil sie selbst gerade mit der Manheim-Hymne auf der Bühne
gefeiert wird. Ob aus dem großen Finale noch etwas wird?
Neben solchen kleinen Dramen geht es aber für manche Manheimer um
sehr viel mehr. Claudia und Marco Jakobs warten dringend auf Post vom
Notar. Sie wissen noch immer nicht, ob ihr Traum vom Fertighaus im
neuen Dorf in Erfüllung geht. Seit Monaten kämpfen sie mit
Papierbergen, Banken und der RWE. Familie Memmersheim bangt dagegen
um die Gesundheit der Mutter. Helga Memmersheim hat Lymphdrüsenkrebs
und die Familie hofft, dass sie die Umsiedlung noch miterleben wird.
Die Manheimer - zwischen Tränen der Freude und der Trauer. Es ist
die Zeit der großen Gefühle in der dritten und letzten Folge von
"Unser Dorf zieht um".
Redaktion Bruni Gebauer
Fotos, unter anderem von Michael Schumacher, der seine alten
Kart-Kumpel auf dem Parcours besucht, finden Sie auf www.ard-foto.de
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Sonja Steinborn, WDR Presse und Information, Regionalfernsehen
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