(ots) - Riad hebt den Finger
Es gibt Staaten, die sich wenig sehnlicher wünschen als einen Sitz
im UN-Sicherheitsrat. Deutschland etwa kämpft seit Jahren um eine
ständige Mitgliedschaft. Saudi-Arabien stößt die Weltgemeinschaft nun
gehörig vor den Kopf, indem es einen vorübergehenden Sitz ablehnt.
Tatsächlich kommen die Vorwürfe der Golfmonarchie nicht von
ungefähr: Im Fall Syrien zeigt sich der Sicherheitsrat seit mehr als
zwei Jahren immer wieder tief zerstritten und liefert ein Trauerspiel
sondergleichen ab. Die Resolution zur Vernichtung syrischer
Chemiewaffen macht dieses Desaster kaum besser. Dadurch, dass seine
Mitglieder vor allem eigene Interessen verfolgen, ist das eigentlich
prestigeträchtige Gremium von jeher nicht viel mehr als ein nutzloser
Plauderclub.
Mit ihrem Boykott offenbaren die Saudis ferner, wie unzufrieden
sie mit der aktuellen Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Nahen
Osten sind. Ein sich öffnender Iran, der sich an den Westen und
besonders die USA annähert, ist der Golfmonarchie ein Dorn im Auge.
Nicht nur ihr Selbstverständnis, in der Region eine Vormachtstellung
innezuhaben, beruht auf der Erzfeindschaft zum Iran. Auch die
lukrativen Waffengeschäfte mit den USA werden damit begründet, im
Falle eines Krieges mit Teheran gerüstet zu sein. Der Iran hatte
seine Bühne bei den Atomgesprächen in Genf. Nun hebt Saudi-Arabien
den Finger und erinnert an seinen Anspruch, in der Region das Sagen
zu haben.
Franziska Kückmann
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