(ots) - Journalisten, Blogger und Online-Aktivisten kämpfen
in vielen Ländern gegen Zensur und staatliche Überwachung: Polizei,
Geheimdienste und andere Behörden versuchen, unliebsame Informationen
zu unterdrücken. Sie wollen herausfinden, zu welchen Themen
Medienschaffende recherchieren, mit wem sie chatten oder E-Mails
austauschen (http://surveillance.rsf.org/en). Reporter ohne Grenzen
(ROG) setzt sich deshalb seit vielen Jahren weltweit für den sicheren
und unzensierten Zugang zum Internet ein. Als praktischen Beitrag
dazu betreibt die deutsche ROG-Sektion einen Knotenpunkt für das
Anonymisierungsnetzwerk Tor.
"Angesichts der Enthüllungen über Online-Überwachungsprogramme der
NSA und anderer Geheimdienste sind Anonymisierungstechniken wichtiger
denn je", sagte der in Berlin lebende US-Aktivist und Journalist
Jacob Appelbaum, einer der Entwickler des Tor-Netzwerks. "Gerade für
Journalisten und Aktivisten müssen solche Technologien
selbstverständliche Werkzeuge ihrer täglichen Arbeit werden."
Tor - kurz für "The Onion Routing" - schützt Internetnutzer, indem
es ihren Datenverkehr anonymisiert und so verhindert, dass er von
Unbefugten mitgelesen und analysiert wird. Dazu werden die
Datenströme verschlüsselt und auf zufälligen, wechselnden Routen über
jeweils drei Server geleitet, von denen jeder nur seine unmittelbaren
Vorgänger und Nachfolger kennt. Außerdem ermöglicht das Netzwerk den
Zugriff auf zensierte Webseiten - sei es aus Ländern wie China,
Vietnam oder Iran, aus öffentlichen WLAN-Netzen etwa in Hotels und
Flughäfen oder aus den Netzwerken von Arbeitgebern wie dem
US-Militär.
"Das Tor-Netzwerk hilft Journalisten und Bloggern weltweit, ihre
Recherchen und Quellen auch unter schwierigen Bedingungen zu schützen
und ihr Recht auf Informationsfreiheit wahrzunehmen", sagte
ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Mit unserem Tor-Knotenpunkt
setzen wir ein Signal, dass Anonymisierung im Netz nicht nur Hacker
und Online-Experten interessieren sollte."
Auf den Tor-Knotenpunkt, den ROG seit August betreibt, wurde seit
seinem Start unter anderem aus Afghanistan, der Türkei und Israel,
aber auch aus Italien und den Niederlanden zugegriffen. Dabei wurden
Daten mit einem Volumen von rund fünf Gigabyte durchgeleitet.
Durch die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowdens ist
inzwischen bekannt geworden, dass die Geheimdienste NSA und GCHQ
sowie die US-Bundespolizei FBI gezielt versucht haben, Nutzer des
Tor-Netzwerks zu überwachen und zu identifizieren
(http://bit.ly/176iwqq). Allerdings gelang ihnen dies nur in sehr
begrenztem Umfang. Nach Einschätzung von Verschlüsselungsexperten ist
die Technologie weiterhin als sicher zu betrachten.
"Je mehr Server in das Netzwerk eingebunden sind und je mehr
Menschen solche Anonymisierungsdienste nutzen, desto stärker wird der
Schutz für diejenigen, die am meisten darauf angewiesen sind", sagte
Moritz Bartl, Vorsitzender des deutschen Tor-Unterstützervereins
Zwiebelfreunde e.V. (www.zwiebelfreunde.de).
ROG hat im Rahmen seines Einsatzes für Internetfreiheit ein
Handbuch mit zahlreichen Empfehlungen und Anleitungen zur
Online-Sicherheit (http://bit.ly/U9wxwY) zusammengestellt. Für eine
geschützte Kontaktaufnahme sind alle Mitarbeiter der
ROG-Geschäftsstelle über verschlüsselte E-Mails erreichbar. Die
entsprechenden PGP-Schlüssel finden Sie unter http://bit.ly/1fhaH92.
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Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
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