(ots) -
Mittwoch, 30. Oktober 2013, 22.45 Uhr
ZDFzoom
Die Zins-Falle
Wie Banken ihre Kunden abkassieren
Johannes Hillmann ist Landwirt im Münsterland. Als er den Hof von
seinem Vater übernahm, war er hoffnungslos überschuldet. Kurz bevor
der Landwirt aufgeben wollte, ließ er eine Zinsprüferin seine Konten
durchsehen. "Zu dem Zeitpunkt, als wir dieses Gutachten gemacht
haben, hatte die Bank einen Anspruch gegen uns von 140.000 Euro." Die
Zinsprüfung durch eine unabhängige Expertin ergab ein ganz anderes
Ergebnis. Demnach hätte die Bank ihm Geld erstatten müssen. Mehr als
18.000 Euro, denn die Bank habe nach seinen Berechnungen über viele
Jahre die Zinsen falsch angesetzt.
Nach Ansicht des Vorsitzenden des deutschen Zinsprüfer-Verbandes,
Ralph-Hans Brendel, sei das kein Einzelfall. Bei vielen Konten, die
er überprüft hat, stellte Brendel falsche Zinsberechnungen fest:
"Also, wenn wir zehn Kunden haben, dann finden wir bei mindestens
sieben von zehn erhebliche Fehler, mindestens bei sieben." Und die
meisten Fehler gingen eben nicht zu Lasten der Banken, im Gegenteil,
fast immer seien die Kunden die Geschädigten.
Landwirt Hillmann hat seine Bank verklagt. Sein Pech aber: Die
Gerichte sagen, seine Ansprüche seien zumindest teilweise verjährt.
Es sei ein ungleicher Kampf, klagt Hillmann. Die Entscheidungsträger
auf der Gegenseite seien nicht persönlich betroffen, sondern
handelten für ihre Bank. "Wir sind mit unserem kompletten Leben
betroffen. Für uns hängt alles an diesem Projekt."
"Nach oben passen sie die Zinsen immer an", sagt der
Kreditsachverständige Ralph Hans Brendel: "Nach unten kaum". Fünf
Prozentpunkte überhöhte Zinsen seien da keine Seltenheit. Das trifft
Handwerker oder Landwirte, die oft hohe Kontokorrentkredite in
Anspruch nehmen.
Ãœber vermeintlich falsche Zinsabrechnungen und besonders hohe Zinsen
für Dispokredite ärgert sich auch die SPD Bundestagsabgeordnete
Elvira Dobrinski-Weiß. Sie will in der kommenden Regierung die
Dispozinsen auf maximal 8 Prozent über dem Referenzzins deckeln. Denn
seit 2008 seien diese Leitzinsen nach unten gestürzt und die Gewinne
der Banken extrem gestiegen. Jeder Prozentpunkt über dem Leitzins
spülte jährlich rund 400 Millionen Euro in die Kassen der Banken:
"Wenn ich weiß, dass sich die Banken das Geld für 0,5 Prozent leihen,
habe ich kein Verständnis dafür, dass ich bis zu 16 Prozent
Ãœberziehungszinsen zahlen soll. Das ist niemanden mehr zu vermitteln.
Geldinstitute verdienen sich hier dumm und dämlich."
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