(ots) - Sich mal ausklinken, durch Bielefeld flanieren,
der eigenen Laune folgen. Wer macht das schon? Keine Zeit. In der
globalisierten Welt geht die Arbeit nie zu Ende. Gut tut das nicht.
Die Deutschen, das bestätigt die neue Umfrage von Forsa, sind
ausgebrannt, erschöpft, krank. Darum müssen wir den Feierabend neu
erfinden - aber noch mehr als das. Natürlich wäre es am besten, wenn
jeder einen inneren Gewerkschafter hätte, der vor dem Hamsterrad
warnt. Das ist aber nicht einfach. Die Erwartungen an die
individuelle Leistungsfähigkeit sind enorm. Da reicht ein Blick auf
die Stellenausschreibungen. Gefordert werden "Flexibilität",
"Initiative", "Motivation". Sicher, Arbeit ist nicht per se schlecht,
sie wirkt für viele stabilisierend, gibt dem Tag Struktur. Auch
Stress kann gut sein, weil er Ansporn gibt. Nur: War der Arbeitsplatz
einst eine Art soziokulturelles Habitat, in dem man sich einrichten
konnte, müssen heute viele ihr Glück als Einzelkämpfer suchen.
Immerhin ist der Stress längst ein Politikum und klar geworden: Es
geht nicht um individuelle Krankengeschichten, sondern um ein System.
So hat der Betriebsrat von Volkswagen für die VW-Beschäftigten Ende
2011 eine Blackberry-Pause nach Feierabend durchgesetzt. Die
CDU-Politikerin Ursula von der Leyen plädierte für E-Mail-freie
Wochenenden. Das ist begrüßenswert. Entlastend genug ist es jedoch
nicht. Die Unternehmer müssen endlich selbst reagieren - in ihrem
eigenen Interesse. Psychisch Erkrankte fehlen schließlich dreimal so
lange wie körperlich Kranke. Gefragt ist eine neue Führung. Denn ein
Banker mit sozialen Ängsten tut sich schwer am Schalter. Und ein
Bahnmitarbeiter, der permanent Engpässe bewältigen muss, weil
Kollegen wegen Krankheit ausfallen, braucht neue Vertretungsregeln.
Es geht darum, einen Gang zurückzuschalten. Und um Achtsamkeit.
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