(ots) - Die Dauerkrise geht weiter
Üblicherweise besteht nur mäßiges Interesse an Kommunalwahlen
irgendwo in Europa, erst recht, wenn das Land nicht mehr Einwohner
zählt als Hamburg und nur halb so groß ist wie Hessen. Mit dem Kosovo
verhält es sich anders: Hier blickt auch die Europäische Union genau
hin. Zum einen, weil in der Unruheregion immer noch KFOR-Soldaten aus
Europa für ein sicheres Umfeld sorgen sollen. Zum anderen, weil diese
Wahl als wichtiger Test für den EU-Beitrittskandidaten Serbien gilt.
Der ständige Konflikt zwischen Serbien und seiner abtrünnigen
Provinz Kosovo schwelt auch nach den Kommunalwahlen weiter. Die
Dauerkrise und die Probleme in dem bitterarmen, blutjungen
Balkanstaat mit seiner serbischen Minderheit im Norden des Landes
bleiben bestehen. Die geringe Wahlbeteiligung der serbischen
Minderheit ist ein Zeichen für Misserfolg. Der Boykott und die
Einschüchterungsversuche von Extremisten belegen zugleich, wie
schwierig es ist, den Knoten zu durchschlagen.
Es ist immerhin ein kleiner Erfolg, dass die Abstimmungen über die
Bürgermeister nach Jahrzehnten erstmals überhaupt stattfanden und die
Regierungen in Belgrad wie in Pristina gleichermaßen daran
interessiert waren. Doch von einem friedlichen, gedeihlichen
Miteinander ist gerade der Norden des Kosovo noch weit entfernt. Bis
zu einer gelebten Demokratie in einem Rechtsstaat mit einer
funktionierenden sozialen Marktwirtschaft ist es noch ein sehr langer
Weg.
Christof Haverkamp
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