(ots) - Der saure Beigeschmack des Big Apple
Selten stößt die Wahl eines Bürgermeisters auf weltweites
Interesse. New York allerdings ist auch keine normale Stadt, sie hat
so viele Einwohner wie Österreich, eine Wirtschaftsleistung, die
nicht weit hinter der der G-8-Nation Kanada zurücksteht, und ist
führender Finanzplatz der Welt.
Insofern ist der sich abzeichnende Linksruck bemerkenswert. Der
Grund ist nicht, dass die New Yorker nach 20 Jahren die Nase voll von
Republikanern haben, die Erfolge des scheidenden Bürgermeisters
Michael Bloomberg, ohnehin kein Parteisoldat, und seines Vorgängers
Rudolph Giuliani sind nicht von der Hand zu weisen. New York ist
heute nicht mehr der kriminalitätsverseuchte Moloch der 80er. Vor
allem Bloomberg hat die Stadt saniert wie eine marode Firma. Nun
allerdings scheinen die New Yorker dem Multimilliardär sagen zu
wollen: Danke für alles, aber unsere Stadt ist kein Konzern. Andere
Dinge müssen angepackt werden: die Schere zwischen Arm und Reich, die
explodierenden Mieten, das Heer der Obdachlosen. Es sind soziale
Fragen, die die Bürger umtreiben. Und deren Lösung trauen sie keinem
Republikaner zu.
Man muss daraus keinen Landestrend herauslesen, zumal der
Republikaner Joe Lhota sicher das miese Image seiner Partei ausbaden
muss. Aber dass ein Bill de Blasio, der so offen gegen Reiche
vorgehen will und so vehement für Sozialmaßnahmen eintritt, auf so
große Zustimmung stößt, das wird man auch außerhalb New Yorks
registrieren.
Maik Nolte
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