(ots) - Verzwickte Situation
Schon am ersten Tag der Verhandlung um den Fall von 30
festgenommenen Greenpeace-Aktivisten befindet sich der Internationale
Seegerichtshof in einer verfahrenen Situation: Einerseits bleiben die
russischen Vertreter dem Prozess fern. Die ehrwürdige Instanz ist
nach internationalem Recht auf höchster Ebene angesiedelt und
anerkannt. Wenn die Richter zusammentreten, dann handelt es sich um
die wirklich großen Zwischenfälle auf den Weltmeeren. Da kann man als
Land nicht einfach schwänzen und sagen, ein Fall wie jener des
Greenpeace-Schiffs "Arctic Sunrise" gehöre gar nicht auf die große
Bühne.
Auf der anderen Seite gibt es da die 30 Greenpeace-Aktivisten, die
zurzeit in russischer Haft sitzen. Sie müssen sich zu Recht die Frage
gefallen lassen, ob solch ein militantes Vorgehen wie das Entern
einer Ölbohrplattform nicht einen Schritt zu weit geht. Das sind
Methoden von Piraten und Terroristen. Ãœber die Gefahren sind sich
alle Aktivisten im Klaren gewesen. Wer mit harten Bandagen kämpft,
der weiß, dass jeder Schuss nach hinten losgehen kann.
So gibt es hinreichend Gründe, die das harte Eingreifen
legitimieren könnten. Doch ohne die Mitarbeit Russlands wird es
schwerfallen, zu einem angemessenen Urteil zu gelangen. Der russische
Staat täte gut daran, sich mit an den Tisch zu setzen. Viel zu
fürchten hat er zunächst wohl nicht.
Alexander Klay
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