(ots) - Halten sich die Betreiber von Wettbüros an die
Jugendschutzgesetze? Überprüfen sie, ob ihre Besucher wirklich schon
18 sind? stern TV hat es mit versteckter Kamera getestet - und zwei
15-jährige Schüler in zwölf Wettbüros geschickt. Ausgestattet mit 50
Euro in kleinen Scheinen sollten sie dort für stern TV auf
Fußballspiele wetten.
Die Bilanz der Stichproben war erschreckend: In fünf von zwölf
Fällen konnten die Minderjährigen ohne Probleme ihre Wetten
platzieren - obwohl Jugendlichen unter 18 Jahren die Teilnahme an
Glückspielen und der Zutritt zu Wettbüros verboten ist. Eine
Ausweiskontrolle gab es nicht.
Verpflichtungen zum Jugendschutz
Live im stern TV-Studio hat Steffen Hallaschka Markus Maul vom
Branchenverband VEWU mit den alarmierenden Ergebnissen konfrontiert:
"Das kann ich nicht erklären. Da gibt es auch kein Wenn und Aber. Das
darf nicht sein - und das sage ich nicht nur als Jurist. Das ist
verwerfliches Verhalten der Spielbetreiber", sagte der
Branchenvertreter, in dessen Verband die Wettunternehmen Tipico,
digibet und cashpoint organisiert sind.
Die Veranstalter von Sportwetten seines Verbandes "haben in ihren
Verträgen Verpflichtungen, dass der Minderjährigenschutz an oberster
Stelle steht und im Zweifel Ausweiskontrollen durchgeführt werden",
sagte Maul bei stern TV. In den Wettbüros, in denen sich die
Vermittler nicht an Gesetze gehalten haben, "da gibt es morgen
ernsthafte Gespräche." Denn: "Der Jugendschutz muss konsequent
umgesetzt werden."
"Warum machen wir diese Läden nicht dicht?"
Nicht überrascht hat die Ergebnisse der Stichproben Dr. Ingo
Fiedler von der Universität Hamburg: "Wir wissen, dass die
Teilnahmequote an Sportwetten unter Jugendlichen doppelt so hoch ist
wie bei Erwachsenen", sagt der Experte für Glücksspiele im stern
TV-Studiogespräch. Er forderte deshalb ernsthafte Konsequenzen:
"Warum machen wir diese Läden nicht dicht?", fragte er.
Fiedler ist der Meinung, dass Sportwetten ein besonders großes
Suchtpotential haben. "Denn die Leute glauben, dass sie das Ergebnis
voraussagen können." Und besonders gefährdet seien Jugendliche: "Je
früher man anfängt, desto größer ist die Gefahr." Wie viele der 12-
bis 17-Jährigen in Deutschland regelmäßig zocken, weiß niemand.
Experten gehen aber davon aus, dass die Hälfte aller Jugendlichen
schon Kontakt mit Glücksspielen hatte.
In Deutschland gibt es derzeit 3380 Wettshops, die pro Jahr einen
Umsatz von 2,9 Milliarden Euro erwirtschaften. Die rechtliche Lage
dieser Shops ist nach wie vor schwierig: Denn das
Bundesverfassungsgericht hat das Sportwettenmonopol 2006 für
verfassungswidrig erklärt; seitdem gibt es Streit darüber, ob
Sportwetten nur von den staatlichen Lotteriegesellschaften angeboten
werden dürfen oder auch von privaten Unternehmen. Dass die Anzahl
privater Wettbüros in Deutschland begrenzt werden soll, dient vor
allem der Suchtprävention.
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