(ots) - Türken nicht mehr diskriminieren
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der Kompromiss der Unionsspitze
im Streit mit der SPD über den Doppelpass taugt nicht. Wenn sich hier
geborene Zuwandererkinder künftig erst mit 30 statt mit 23 Jahren für
eine Staatsbürgerschaft entscheiden müssen, ist das Grundproblem noch
lange nicht aus der Welt. Die Türken, Deutschlands größte
Einwanderungsgruppe, dürfen nicht länger diskriminiert werden.
Unabhängig vom Alter: Wer sich als Deutscher fühlt, weil er hier
seinen Lebensmittelpunkt hat, sollte dies auch dann im Pass stehen
haben, wenn er von Geburt an bereits eine andere Staatsangehörigkeit
besitzt. Bei EU-Bürgern ist dies ohnehin schon der Fall, ebenso bei
Menschen etwa aus Syrien. Und wenn für Lateinamerikaner oder
Nordafrikaner zwei Herzen in ihrer Brust schlagen, ist dies für den
deutschen Staat auch kein Problem. Bei Türken allerdings schon.
Echte Kompromisse liegen mit der "ruhenden Staatsbürgerschaft"
oder dem "Doppelpass mit Generationenschnitt" auf dem Tisch: Auf die
ausländische Staatsbürgerschaft könnte so lange verzichtet werden,
wie der Hauptwohnsitz in Deutschland besteht. Oder sie erlischt
vollends, wenn es irgendwann nur noch die Urenkel sind, die die
Staatsbürgerschaft ihrer Vorfahren in der Regel nur noch der Form
halber mit sich führen. Viele in der Union wären längst zu Lösungen
wie diesen bereit. Nun sind auch ihre Spitzenvertreter in der
Pflicht, hier nachzuziehen.
Fabian Löhe
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