(ots) - Ein Faden im Netz
Jassir Arafat polarisiert im Tode, wie er es zu Lebzeiten getan
hat. Das Gutachten der Schweizer Forscher, die an der Leiche des
Palästinenserführers erhöhte Polonium-Werte fanden, ist ein neuer
Faden im Netz der Verschwörungstheorien um sein Sterben. Gerade weil
die Wissenschaftler vage bleiben und sich nicht auf die Todesursache
festlegen, öffnet sich Spielraum für entrüstete Anschuldigungen und
empörte Zurückweisungen.
Die entdeckten Giftspuren machen stutzig. Erinnerungen werden wach
an den Fall des Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko, den mutmaßlich
Moskau 2006 mit Polonium getötet haben soll. Bewiesen wurde dies nie.
Dass Russland in einem der Gutachten zu Arafats Tod zu dem Ergebnis
kommt, Polonium sei nicht im Spiel gewesen, ist da nicht
überraschend.
Selbst wenn sich die Anzeichen für eine Vergiftung verdichten,
stehen noch nicht automatisch die Verantwortlichen fest.
Palästinensische Vertreter sind schnell dabei, Israel zu
beschuldigen. Doch es gab Zeiten, zu denen Jerusalem größeres
Interesse daran hatte, Arafat aus dem Weg zu räumen, als 2004.
Wesentlich plausibler ist hingegen die Theorie, dass Kräfte aus den
eigenen Reihen den alternden, unbequemen Palästinenser-Führer
loswerden wollten. Das wird allerdings kein medizinisches Gutachten
nachweisen können.
Franziska Kückmann
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