(ots) - Versuch macht klug
Fast meint man, das sozialdemokratische Aufseufzen zu hören:
Können, dürfen, sollten wir künftig mit der Linken koalieren?
Schlimmer noch: Müssten wir es vielleicht sogar? Zumindest was die
vielzitierte DDR-Vergangenheit betrifft, scheint das bisherige
Denkverbot 23 Jahre nach deren Ende und angesichts der Rolle, die
Westdeutsche und Ex-Sozialdemokraten in der Linken spielen, aus der
Zeit gefallen. Die Linke ist trotz Schwächelns eine veritable
politische Größe, die bei den letzten drei Bundestagswahlen stärker
abschnitt als die Grünen.
Den dahinterstehenden Wählerwillen konnte die SPD nur in
überschaubarem Maß für sich nutzbar machen. Die Sozialdemokraten
brauchen eine neue Machtoption, nachdem die alte keine realistischen
Mehrheitsaussichten mehr zu haben scheint. Auch geht es ihr darum,
Druck auf die Union auszuüben. Eine Liebesheirat wäre eine rot-rote
Koalition daher auch künftig nicht.
Natürlich gibt es Positionen innerhalb der Linken, die eine
Zusammenarbeit schwierig gestalten. Die Partei wird aus ihrer
bequemen Oppositionsrolle herauswachsen und Extremforderungen und
Anti-Haltungen aufweichen müssen, um zu zeigen, dass sie
Verantwortung zu tragen bereit ist. Sollten sich die rot-roten
Differenzen als unüberwindbar herausstellen, ist das eben so - aber
zumindest hat man es dann mal versucht. Und das ist allemal
konstruktiver als ein bloßes "Nein".
Maik Nolte
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