(ots) - Fulminanter Auftritt
Auf diesen Tag hatte sich Christian Wulff offenbar lange und
akribisch vorbereitet. In der Manier eines Anwalts in eigener Sache
trumpfte der gelernte Jurist am ersten Prozesstag mit einem
fulminanten Auftritt auf - angriffslustig und pointiert. Das zeigte
Wirkung. Der ehemalige Präsident stellte eindrucksvoll unter Beweis,
dass er mit aller Kraft um seine Ehre kämpfen und vom Vorwurf der
Korruption freigesprochen werden will.
Vor allem in einem Punkt dürfte Wulff es den Strafverfolgern
schwerer gemacht haben: in der Beurteilung seines Einsatzes für den
Film "John Rabe". Es handelte sich dabei in der Tat um ein löbliches
Projekt, zumal es nebenbei auch geeignet war, die Beziehungen zu
China zu verbessern. Dass es zur Unterstützung dieses Filmes erst
noch eines besonderen Anstoßes wie einem gesponserten Trip zum
Oktoberfest bedurfte, erscheint fraglicher denn je. Auf jeden Fall
ist es Aufgabe der Staatsanwaltschaft, Wulff nachzuweisen, dass er
hier Engagement quasi gegen Cash entfaltet hat.
Gespannt sein darf man nun also auf die Zeugen, die auf Initiative
der Strafverfolger unlautere Praktiken zwischen dem Politiker Wulff
und dem Filmunternehmer Groenewold darlegen sollen. Das dürfte ein
zähes Ringen werden, mit viel Klein-Klein, aber wohl auch peinlichem
Stochern im Privatleben betroffener Menschen. Dass dafür selbst die
großzügig angesetzte Zeit bis April nicht reichen soll, klingt
erschreckend.
Hans Brinkmann
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