(ots) - Imponiergehabe
Nein, vom gewieften SPD-Chef Sigmar Gabriel lässt sich ein Horst
Seehofer nicht übertrumpfen. Der CSU-Chef macht das, was er
mindestens so gut wie Gabriel kann: Er setzt sich mit Drohgebärden in
Szene. Neuwahl? Er hat keine Angst davor. Imponiergehabe nennen
Verhaltensforscher das, was Seehofer und Gabriel veranstalten. Es
geht darum, die Machtposition herauszustreichen, auch vor den eigenen
Leuten. Deshalb hat der Ober-Genosse die Union provoziert, nun
endlich zu liefern. Und deshalb stellt der Christsoziale klar, dass
er die SPD nicht um jeden Preis will.
Gut möglich, dass nach dem bevorstehenden CSU-Parteitag und nach
Abklingen der Aufgeregtheiten um den SPD-Bundeskongress die
Verhandlungsführer wieder kühlen Kopf zeigen. Aber der Keim des
Misstrauens ist gelegt. Mit der auf dem Leipziger Bundesparteitag
beschlossenen Öffnung für ein Bündnis mit den Linken hat die SPD
Zweifel genährt. Der Argwohn bei der Union sitzt tief, dass die Große
Koalition nur eine Koalition auf Zeit sei und Rot-Rot-Grün schon an
der Ecke steht, wenn es beispielsweise bei der Maut zum Krach kommt.
Diesem Anfang wohnt kein Zauber inne: An den Schwarzen nagt der
Groll, weil die SPD mit Mindestlohn und Doppelpass Unions-Bastionen
schleifen will. Ãœber den Roten schwebt das hochriskante Votum der
SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag. Klar ist: Ein Nein der
Basis wäre für die SPD eine Katastrophe.
Beate Tenfelde
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