(ots) - Alte Wunden
Dass der syrische Bürgerkrieg noch nicht offen auf den Libanon
übergegriffen hat, ist auch der bisherigen Umsicht libanesischer
Politiker zu verdanken. Sie wehren sich gegen einen neuen Krieg im
eigenen Land und versuchen verzweifelt, das empfindliche innere
Gleichgewicht ihres Staates zu halten. Anschläge wie der auf die
iranische Botschaft in Beirut könnten dieses Bemühen zunichtemachen.
Nicht absehbar ist, wie lange die politische Führung im Libanon
noch diese relative Ruhe garantieren kann. Die Hisbollah, die mit
ihrer bewaffneten Miliz einen Staat im Staat bildet, unterstützt
gemeinsam mit dem Iran das syrische Regime. Gegen dieses Engagement
hat sich das Attentat in Beirut gerichtet, dessen Drahtzieher den
syrischen Rebellen nahestehen. Seit Monaten herrscht im Libanon durch
die Blockade der Opposition innenpolitisch Stillstand, die
Parlamentswahlen sind verschoben worden. In der Bevölkerung wächst
der Unmut, und kaum verheilte alte Wunden im Konflikt der
Religionsgruppen drohen wieder aufzubrechen.
Da scheint es ein Leichtes zu sein, das Land ins Chaos zu stürzen,
so wie es die Attentäter beabsichtigen. Doch neue Gewalt, womöglich
ein Bürgerkrieg, würde sich nicht auf den Libanon beschränken. Der
Iran wäre über die Hisbollah eingebunden, Israel würde sich
einschalten, der gefürchtete Flächenbrand in Nahost wäre kaum mehr
aufzuhalten.
Franziska Kückmann
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