(ots) - Kein verlorenes Land
Der afghanische Präsident Hamid Karsai handelt klug, indem er
Stammesvertreter über die Präsenz von US-Truppen im Land nach 2014
beraten lässt. Er setzt auf Konsens und bedient sich dafür eines
inoffiziellen Gremiums, in dem Vertreter aller Bevölkerungsgruppen
vertreten sind. Dass die Taliban das Treffen ablehnen, entspricht der
fanatischen Kompromisslosigkeit dieser Extremisten.
Das geplante Abkommen mit den USA hat Vorbildcharakter für das
mögliche Engagement der übrigen NATO-Staaten nach ihrem Truppenabzug,
auch Deutschlands. Nach 2014 muss die internationale Gemeinschaft
zeigen, wie wichtig ihr die Zukunft Afghanistans ist. Der zu Ende
gehende Einsatz ist inzwischen von Resignation geprägt, der Abzug hat
den Beigeschmack: Schnell raus aus diesem verlorenen Land.
Doch es gibt ein Afghanistan jenseits der Terrornachrichten.
Millionen Kinder, die zur Schule gehen. Frauen, die selbstbewusst als
Lehrerinnen ihr Leben gestalten. Junge Menschen, die sagen: Wir gehen
nicht, wir sind die Zukunft. Für jeden Einzelnen von ihnen hat sich
der internationale Einsatz gelohnt. Jeder von ihnen ist ein Beweis
dafür, dass Afghanistan kein verlorenes Land ist. Daher täte Kabul
gut daran, den Westen an seiner Seite zu halten. Denn ohne
Unterstützung ist nicht ausgeschlossen, dass der instabile Staat
zerfällt und bisher Gewonnenes wieder verloren geht.
Franziska Kückmann
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