(ots) - Die SOS-Kinderdörfer warnen nach der Katastrophe
auf den Philippinen vor schnellen Adoptionen philippinischer Kinder.
Auf den Philippinen sind nach Taifun "Haiyan" tausende Kinder von
ihren Eltern getrennt worden oder haben ihre Angehörigen verloren und
irren nun durch die zerstörten Städte und Dörfer.
"Es ist verständlich und ehrenwert, dass Menschen hier in
Deutschland alleingelassenen Kindern nach dem Taifun helfen wollen",
sagte der Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin,
in München. Allerdings beschwöre der Wunsch, Kinder zu adoptieren,
auch Kriminalität in den betroffenen Gebieten herauf. "Im
Katastrophengebiet ist die staatliche Sicherheit nicht gewährleistet.
Das nutzen sehr schnell Kriminelle aus."
Bei dem großen Erdbeben in Haiti vor knapp vier Jahren hatten
Menschenhändlerringe Kinder von der Straße entführt, um sie gegen
viel Geld in die USA zu vermitteln. An der Grenze zur Dominikanischen
Republik konnte ein Bus mit entführten haitianischen Kindern gestoppt
werden. "Die meisten dieser Kinder hatten noch Eltern", erklärte
Yassin. "Die Kinder kamen dann vorübergehend im SOS-Kinderdorf unter,
bis wir ihre Eltern gefunden hatten."
Die Hilfsorganisation, die acht Kinderdörfer auf den Philippinen
unterhält, davon eines direkt in der völlig zerstörten Stadt
Tacloban, vermittelt keine Adoptionen. "Unsere Ansicht ist es, dass
die Kinder am besten in ihrem Kulturkreis aufgehoben sind und dort
versorgt werden", erklärte Yassin. Zudem sei bei vielen unbegleiteten
Kindern auf den Philippinen gar nicht sicher, dass sie wirklich
Waisen seien. Oftmals seien die Kinder nur durch den Sturm und das
Chaos danach von ihren Eltern oder Verwandten getrennt worden. "Nun
ist es unsere wichtigste Aufgabe, diese Kinder einzusammeln und
wieder mit ihren Angehörigen zusammenzubringen", sagte Yassin.
Das habe man auch in Haiti gemacht. Nach dem Erdbeben seien im
SOS-Kinderdorf in Port-au-Prince zeitweise mehr als 700 zusätzliche
Kinder untergekommen. Sie seien dort beschützt und versorgt worden,
bis man die Eltern oder andere Angehörige gefunden habe. So habe man
im Zeitraum von rund eineinhalb Jahren rund 600 Kinder wieder an
Verwandte zurückvermitteln können. Nur etwa 100 Kinder hätten sich
tatsächlich als Waisen herausgestellt, die jetzt in einem neugebauten
Kinderdorf in SOS-Familien untergekommen seien.
Auch auf den Philippinen sei dieses Vorgehen notwendig, erklärte
Yassin. Derzeit habe die Hilfsorganisation neben der Nothilfe für die
Nachbarn um das SOS-Kinderdorf sogenannte child-friendly spaces in
Tacloban eingerichtet. "Das sind Kindertagesstätten, in denen
unbegleitete Kinder sicher spielen können, verpflegt und
psychologisch betreut werden, solange ihre Eltern sich um
Nahrungsmittel kümmern müssten. In der zweiten Stufe werden dann
Kinder im Kinderdorf betreut, die von ihren Eltern getrennt wurden
oder keine Eltern mehr haben."
Pressekontakt:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Ridlerstraße 55, 80339 München
Tel.: +49/89/179 14-259
louay.yassin(at)sos-kd.org