(ots) - Der Preis der Freiheit
Auch wenn die für die Loslösung Schottlands von London streitende
Scottish National Party (SNP) bei der letzten Parlamentswahl die
absolute Mehrheit erringen konnte: Ein politischer Freiheitsdrang
spielte dabei nur am Rande eine Rolle. Das Land genießt bereits ein
hohes Maß an Autonomie; und kein Schotte wird sich heute ernsthaft
von den Engländern unterjocht fühlen.
Außer eben in finanzieller Hinsicht. Denn hinter dem
Unabhängigkeitsgetöse steht die Vision eines Wohlstandsmärchens nach
norwegischem Vorbild. Dass die Einnahmen aus den schottischen
Erdölvorkommen zum Großteil in die Kasse des Vereinigten Königreichs
fließen, weckt Begehrlichkeiten. Aus selbem Grund haben auch die
Argumente der Unabhängigkeitsgegner wenig mit Einheitsromantik zu
tun. Der schottische "Freiheitskampf" hat, ganz buchstäblich, seinen
Preis.
Es ist zu befürchten, dass nun bis zum Referendum eine Art
Dauerwahlkampf droht, der drängendere Probleme überlagert. Diese aber
scheinen die Schotten stärker zu bewegen: Es gibt deutlich weniger
Unabhängigkeitsbefürworter als SNP-Wähler; die Partei wird mehr mit
ihrer Sozial- und Fiskalpolitik gepunktet haben als mit ihrer
Sezessionsforderung. Letztlich dürfte auch den Schotten das Hemd
näher sein als der Rock - und der jahrhundertealte
Unabhängigkeitskampf scheint vom politischen Bedürfnis langsam zum
historischen Relikt zu werden.
Maik Nolte
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