(ots) -
- Trotz der immer intensiveren Ölförderung in den vergangenen
vierzig Jahren haben die bekannten Erdölreserven weltweit
zugenommen
- Dank technischer Fortschritte kann mehr Öl aus unkonventionellen
Quellen gefördert werden
- Die konventionellen Reserven belaufen sich derzeit auf
schätzungsweise 2,6 Billionen Barrel, die unkonventionellen auf 3,3
Billionen
- Mittelfristig dürfte die Nachfrage nach Erdöl vor allem durch das
industrielle Wachstum in Schwellenländern weiter steigen
- Saudi Arabien, China und Indien, drei der fünf Länder mit dem
weltweit höchsten Erdölverbrauch, steigerten ihren Bedarf von 2006
bis 2011 um 35 Prozent
Die Frage nach möglichen Engpässen bei der Ölversorgung wird
weltweit im Energiesektor diskutiert. Das Thema bestimmt
Grundsatzentscheidungen nicht nur in der Ölindustrie, sondern in der
globalen Wirtschaft insgesamt. Roland Berger Strategy Consultants hat
daher in der Studie "Are we running out of oil?" die aktuelle Lage
auf dem weltweiten Erdölmarkt analysiert. Die Kernbotschaft der
Untersuchung: Versorgungsengpässe sind aufgrund zunehmender
Ölreserven nicht zu erwarten. Gleichzeitig bleibt Öl als
Energieträger für die EU-Staaten von entscheidender Bedeutung, um die
Versorgungsicherheit zu gewährleisten - vor allem in Ländern wie
Deutschland, deren Wirtschaft zu einem hohen Maß von
Industriebetrieben geprägt ist. Doch der Ölpreis wird in den
kommenden Jahren voraussichtlich die Marke von 70 US-Dollar pro
Barrel allenfalls kurzfristig unterschreiten.
Warum der Welt das Öl wohl vorerst nicht ausgehen wird
"Nach unseren Recherchen sind Engpässe bei der Versorgung mit
Erdöl mittelfristig sehr unwahrscheinlich und auch auf lange Sicht
nicht zu erwarten", sagt Walter Pfeiffer, Partner bei Roland Berger
Strategy Consultants. "Weil immer mehr Ölvorkommen durch immer
bessere Fördertechnologien erschlossen werden können, erhöhen sich
jedes Jahr die zugänglichen Gesamtreserven", begründet der Experte
seine Einschätzung. Horizontale Bohrungen etwa haben rasante
technische Fortschritte gemacht. So belaufen sich die weltweiten
Reserven aus konventionellen Quellen, also relativ leicht
zugänglichen, unterirdischen Lagerstätten, derzeit auf
schätzungsweise 2,6 Billionen Barrel. Die Reserven aus
unkonventionellen Quellen wie Ölsand und -schiefer auf 3,3 Billionen.
Für unkonventionelle Quellen außerhalb der USA werden die
geologischen Daten noch erhoben und eine weitere Steigerung der Werte
ist nicht auszuschließen.
Das Thema der politischen Stabilität in Förderländern bleibt zwar
auf der Agenda, politische Krisen in einzelnen Staaten werden sich
jedoch nicht wesentlich auf die Zukunft der Ölversorgung auswirken,
meinen die Roland Berger-Experten. Grund: Das Angebot wird zunehmend
diversifiziert, da mit der Förderung von Erdöl aus unkonventionellen
Quellen zum einen die Zahl der erdölliefernden Länder wächst und zum
anderen vor allem solche Nationen den Ausbau des Öl-Angebots
vorantreiben, die nicht Mitglied der OPEC sind.
Nachfrage wird in den kommenden Jahren nicht zurückgehen
Angesichts dieser Prognose für die Angebotsseite gehen die
Studienautoren davon aus, dass auch die Nachfrage in den kommenden
zehn bis 15 Jahren nicht schrumpfen wird. In den vergangenen zehn
Jahren ist sie durchschnittlich um jeweils 1,3 Prozent pro Jahr
gewachsen. So steigerten allein Saudi Arabien, China und Indien, drei
der fünf Länder mit dem weltweit höchsten Erdölverbrauch, ihren
Bedarf von 2006 bis 2011 um 35 Prozent. Angesichts des raschen
BIP-Wachstums nach der Finanzkrise, der geringen staatlichen
Regulierung in Schwellenländern und der Herausforderungen, denen sich
Betreiber alternativer Energiequellen stellen müssen, dürfte die
Nachfrage nach Erdöl also weiter anziehen. Nach Schätzungen der
Roland Berger-Experten könnte dabei das gesamte Nachfragewachstum auf
die Nicht-OECD-Länder entfallen, da die OECD-Länder bei geringerem
Wirtschaftswachstum und gleichbleibendem Verbrauch auf höhere
Effizienz der Ölnutzung setzen dürften.
Für die Europäische Union gilt aber weiterhin, dass der sichere
Zugang zu den Energieträgern Öl und Gas auf absehbare Zeit ein
entscheidender Wettbewerbsfaktor für die vergleichsweise krisenfesten
Industriebetriebe in den Mitgliedstaaten bleiben wird. Die
politischen Akteure müssen sich dabei jedoch die Frage stellen, wie
sie künftig die Versorgungssicherheit zu angemessenen Preisen
gewährleisten wollen. Denn aus Sicht der Roland Berger-Experten wird
es insbesondere für Deutschland von zentraler Bedeutung sein,
vorhandene günstige Wettbewerbspositionen abzusichern und
gleichzeitig neue Investitionen etwa für die Chemische Industrie und
Raffinerien attraktiv zu machen.
Ölpreis sinkt nicht unter die 70-Dollar-Marke
Denn in Kombination führen die genannten Faktoren Anstieg von
Angebot und Nachfrage sowie vermehrte Ölförderung aus
unkonventionellen Quellen dazu, dass der Ölpreis künftig steigen
wird. Denn auch wenn das Angebot breiter wird: Die Förderung aus
unkonventionellen Quellen ist teuer und treibt die Grenzkosten in der
Produktion in die Höhe. Der Preis pro Barrel wird also in den
kommenden Jahren kaum unter 70 US-Dollar fallen, schätzen die Roland
Berger-Autoren.
Allerdings stellen sie diese Prognose unter der Annahme, dass
seltene und unwahrscheinliche Ereignisse ("Black-Swan-Effekte") nicht
eintreten werden - diese können mitunter die Dynamik der Ölindustrie
vollständig verändern. In ihrer Untersuchung haben die Experten
potenzielle Ereignisse analysiert, die zu entscheidenden
Veränderungen auf dem weltweiten Ölmarkt führen könnten:
Technologische Innovationen wie eine Biotreibstoff-Revolution auf
Algenbasis etwa, deutlich günstigere und leichter zugängliche
erneuerbare Energien oder radikale Fortschritte bei der
Elektrifizierung des Individualverkehrs könnten den Ölverbrauch
langfristig senken. "Das würde die Nachfrage dämpfen und damit auch
die Preise senken", sagt Berger-Partner Pfeiffer und ergänzt: "Sowohl
Unternehmen als auch Regierungen müssen daher die Trends und Risiken
in der Ölindustrie verstehen, um wirkungsvolle und nachhaltige
Strategien für den Umgang mit möglichen Black-Swan-Effekten zu
entwickeln."
Die Studie können Sie kostenlos herunterladen unter:
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Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der
weltweit führenden Strategieberatungen. Mit rund 2.700 Mitarbeitern
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